Handyverschuldung
- Eine Dokumentation -
1.
Das Phänomen Handy
2.
Ursachen der Handyverschuldung (Teilkapitel:)
- Einfluss der Medien
- besonderes
Verhalten von Jugendlichen
- kommerzielle Gründe
- Gesellschaft und speziell das soziale Umfeld
3. Ausmaße der
Handyverschuldung, ihre Folgen unter den Aspekten zwischen
Handyvertragsabschluss und Prepaid-Handy
(Bericht zweier sich
verschuldeten Jugendlichen)
4. Wege aus der
Handyverschuldung
5. Fazit (Wenn ich
Justizministerin wäre,...)
6. Quellenangaben

1. Das Phänomen Handy
Im 20. Jh. Wurden die ersten Handys entwickelt, die mit den
heute vergleichbaren Neuentwicklungen eher primitiv wirkten. Doch so klobig die
damaligen „kleinen Telefonzellen“ erscheinen, sie waren der Beginn eines der mit
am erfolgreichsten Siegeszügen einer neuen technischen Errungenschaft in unserer
Gesellschaft. Dabei war das Tempo, indem sich die Funktionen, Extras und die
technischen und multimedialen Möglichkeiten der Mobiltelefone vergrößerten,
äußerst rasant. Was zu Beginn nur den Erwachsenen vorbehalten war, wird heute
schon von Jugendlichen gekauft oder den kleinsten in den Familien, manchmal
Schulkindern in der 2. Klasse, von den Eltern geschenkt. Noch vor 5 Jahren
weltweit gerühmte und hochmoderne Mobiltelefone werden heute von 12 Jahre alten
Kindern abfällig belächelt. Sie wurden durch neueste Minihandys, in einigen
Fällen nur 3,8cm x 4,5cm groß abgelöst, die meist auf der CeBIT vorgestellt
wurden und werden. Einige von ihnen besitzen schon jetzt Funktionen und
technische Möglichkeiten, die dem eines einfachen PCs mit Internetanschluss
gleichkommen!
Die Vielseitigkeit in seinen Anwendungen, der Handlichkeit
und dem benutzerfreundlichen Design eines Handys, war es daher zu verdanken,
dass es schon immer beliebt und begehrt war, doch unter dem gesteigerten
Einfluss der Medien, die dieses viel versprechende Produkt besser vermarkten
wollten, kam es im Jahre 2000 vor allem in Europa und Deutschland zu einem
regelrechten Handyboom. Überall wurde das Handy in der Werbung proklamiert und
dadurch vor allem Jugendliche beeinflusst, sich ein Handy schenken zu lassen
oder zu kaufen. Obwohl Jugendliche und Kinder, ebenso die jungen Erwachsenen
nicht einmal die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands ausmachen, besitzen laut
Statistiken seit dem Handyboom 2000 mehr als 2/3 der Deutschen mindestens ein
Mobiltelefon.
Zwar
ging der Handyboom zurück, ganz einfach durch den Grund, dass nun fast jeder
mindestens ein Mobiltelefon besitzt, doch ist der Sieges- und zugleich
Verkaufszug dieser Erfindung bei weitem noch nicht gebrochen.
Mobiltelefone sind mittlerweile ein fester Bestandteil
unserer Gesellschaft und nicht zuletzt unter der jungen Bevölkerung von
Kultstatus, woraufhin ein regelrechter Konkurrenzkampf um das neueste, mit
modernster Technik und unzählbaren Funktionen ausgestattete Handy zu besitzen,
entstand. Was den Verkaufszahlen der Handyanbieter und Vertreiber gut tut.
Handys sind ein Phänomen von fast mystischem Ausmaß, dass
viele oder fast alle Wünsche ihrer Besitzer erfüllen können, die oft schon
Suchtgefühle auslösen und als ein vorzeigbares Accessoire dienen. Der Weg dieses
Geräts hat gerade erst richtig an Fahrt gewonnen, doch vor allem die
Jugendlichen vergessen bei all dem Guten, was für ein Mobiltelefon spricht,
eines - Alles hat seinen Preis.
Womit wir bei dem eigentlichen Thema unserer Recherchen und
Auswertungen angelangt wären. Die Handyverschuldung.
Sie ist ein häufig unterschätztes oder heruntergespieltes
Problem, dass mit den Mobiltelefonen entstand, und zugleich fatale Folgen nach
sich zeihen kann. In den nachfolgenden Kapiteln unserer Arbeit zeigen wir unsere
Recherchen, erläutern und berichten über Ursachen der Handyverschuldung ebenso
wie wir Interviews vorstellen, Ergebnisse von Umfragen, welche wir durchgeführt
haben und möchten zudem Zukunftsvisionen und Wege aus der Schuldenfalle Handy
weisen. Wir wollen dabei alle Aspekte beleuchten und gehen dabei z.B. zum einen
auf die psychologisch - und soziale Seite des Problems ein und zum anderen auf
den rein kommerziellen und gesellschaftlichen Teil der Handyverschuldung ein.
Zum Ende haben wir ein Fazit unserer Arbeit ausgearbeitet
und wesentliche Punkte und Erkenntnisse auf einer Wandzeitung verdeutlicht.
Das Handy ist ein bekanntes und beliebtes Phänomen - doch
es hat seinen Preis.
2. Ursachen der
Handyverschuldung
Grundsätzlich kann man sagen, dass die Ursachen für die
Handyverschuldung sehr vielseitig sind. Es gibt unzählige Gründe, die zu einer
mehr oder weniger starken Handyverschuldung führen. Oft sind es sogar eher
„banale“ Kleinigkeiten, zumindest in den Augen von Erwachsenen, die bei
Jugendlichen zur Verschuldung geführt haben.
Entweder bei Freunden und Verwandten oder direkt beim
Vertragsanbieter; ein Übel schlimmer als das andere.
Einfluss der Medien
Der Einfluss der Medien ist vor allem auf junge Menschen
sehr stark und nicht zu bestreiten. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass
die Hersteller der Mobiltelefone von Anfang an ihr Produkt Mithilfe der Medien
bestmöglich vermarkten wollten. Dies ist ihnen zweifelsohne auch in einer
glanzvollen Parade gelungen. Doch welcher Mittel bedienen sie sich? In welcher
Weise und wo? Eine weitere wichtige Frage ist natürlich was für eine Wirkung all
dies hat und in welchem Zusammenhang die Handyverschuldung steht.
Wir haben versucht diesen Fragen auf den Grund zu gehen.
Das beliebteste Mittel der Medien ist die Werbung. Grundsätzlich könnte man
sagen, dass die Werbung allgegenwärtig ist, doch aufgrund der gewaltigen Masse
wird der größte Teil zumeist nur noch unbewusst wahrgenommen.
Nur wenn man bewusst darauf achtet fällt einem das wahre
Ausmaß der Werbung auf. Man entdeckt sie überall. An fast jeder Straßenecke, in
jedem Laden, in jeder Tankstelle, auf riesengroßen Postern, im Fernsehen, im
Kino, im Radio, an jeder Bushaltestelle, wo man hinsieht ist Werbung versteckt
oder bewusst provokativ und auffallend.
Im Allgemeinen kann man die Werbung grob in zwei Gruppen
unterteilen. Die direkte (bewusst wahrgenommene) Werbung und die indirekte
(unbewusst wahrgenommene) Werbung, die jedoch nur im Zusammenhang ihre
ungeschlagene effektive Wirkung erzielen.
Die defensive indirekte Werbung macht beinahe 60% der
Werbung aus und ist im Grunde der Teil, der den Menschen letzten Endes
beeinflusst, da sie unbewusst im Unterbewusstsein wahrgenommen und gespeichert
wird. Werden in der Werbung hergestellte Assoziationen z.B. beim Einkaufen
unbewusst geweckt, so werden bestimmte Produkte unbewusst besser bewertet und
dann gekauft- das Kaufverhalten also im übertragenem Sinne direkt beeinflusst.
Hierzu ein Beispiel:
Ein neues Handy wird auf den Markt gebracht. Dazu wurde ein
Werbespot gedreht um dieses neue Produkt besser vermarkten zu können. Im
Werbespot wird eine glückliche Familie in einem großen gepflegten
Einfamilienhaus gezeigt; das Wetter ist wunderschön; die Sonne scheint; die
Tochter freut sich wahnsinnig über das neue Handy und bestaunt die Funktionen
und die integrierte Kamera zum schießen von Fotos im MMS-Format.
Der Zuschauer, wenn er sich den Werbespot aufmerksam
ansieht, verpasst keine bewusst aufgenommene Einzelheit in dem Spot, doch selbst
wenn er nicht direkt zusieht, speichert das Unterbewusstsein alle Einzelheiten
und stellt zudem auch noch Assoziationen zwischen Geschehen, Handeln und
Gefühlen her. So würde das große Haus, die glückliche Familie, das schöne Wetter
und nicht zuletzt die Freude des Mädchens über das Handy im Gehirn mit Folgenden
Assoziationen gespeichert werden: Sicherheit, Glück, positiver Nutzen des
Mobiltelefons und ähnliches.
Natürlich ist der Name der Firma und des Handys gleich mit
einbegriffen. Zunächst werden all diese Erinnerungen nur in etwa 30-40min
gespeichert, da jedoch im allgemeinen die Werbung nach etwa 30min wiederholt
gezeigt werden, gehen diese Erinnerungen und Assoziationen Streckenweise oder
ganz in das nächste Gedächtnisstadium über, bis ins Langzeitgedächtnis. Immer
wenn der Zuschauer dann an einem Laden vorbeigeht, werden diese Erinnerungen
geweckt und beeinflussen den Menschen indirekt z.B. zum Nachdenken eines
Handykaufs, was sich wiederum direkt auf sein Handeln auswirkt.
Das gleiche Prinzip gilt bei Radiospots, Plakaten und
Postern und ähnlichem. Dabei wird auch darauf geachtet, dass Werbesätze,
sogenannte Slogans, die relativ kurz und besonders einprägsam sind, verwendet
werden. Z.B. O2-can do!
Der bewusste und unbewusste Einfluss, der damit auf die
Menschen ausgewirkt wird, macht die Werbung zu dem stärksten Mittel der Medien.
Filme und Videoclips propagieren das Mobiltelefon ebenfalls. Es gibt nur wenige
Musikvideos und Filme in denen kein super ausgestattetes Handy zu sehen ist.
Ausgenommen die meisten staatlich unterstützten Sender.
Von dem ganzen Medienrummel werden vor allem die
Jugendlichen ergriffen, die auf die ganzen Extras am besten ansprechen und
begeistert sind, von der Vorstellung, dass sie mit einem teuren Handy cool und
überall erreichbar sind.
Weitere Mittel, die nach der Werbung kommen, sind Internet,
Fernsehen, Zeitschriften und Musik-Buissnes.
Das besondere Verhalten von Jugendlichen
Ein weiterer wichtiger Grund für die Handyverschuldung, ob
nun mit Vertrag oder Prepaid-Karte, ist das besondere Verhalten von
Jugendlichen. Bei unseren Recherchen ist uns aufgefallen, dass Jugendliche und
sehr junge Erwachsene den Großteil der Handy-Verschuldeten ausmachen, was uns
dazu veranlasste, diese Auffälligkeit näher unter die Lupe zu nehmen. Dabei
kamen wir bei genaueren Untersuchungen zu dem Schluss, dass vor allem auch das
Verhalten von jungen Menschen mitverantwortlich ist für ihre
Verschuldungsgefahr.
Da wäre zum Beispiel das typische Phänomen der
Kommunikationsfreudigkeit, was viele Erwachsene schlich und ergreifend zum
Beispiel von häufigen Telefonieren als „Telefonitis“ bezeichnen. Für junge
Menschen ist die Clique, ihr engster Freundeskreis, ein wichtiger Ort der
Entwicklung und der Ablösung von den Eltern. Sie versuchen so viel Zeit wie nur
möglich miteinander zu verbringen und ziehen ein Gespräch, was in 2 min erledigt
wäre, in die Länge einer Stunde. Sie finden immer ein Thema über das sie
debattieren können, vor allem wenn sie von einander entfernt sind. Dann greifen
nämlich Jugendliche zu ihren Handys und verschicken SMS was ihr Guthaben
hergibt, oder zunächst unbegrenzt bis zur nächsten Rechnung, wenn sie ein
Vertragshandy besitzen. Von Rechtswegen her dürfte dieses Problem vor allem bei
unter 18jährigen an sich gar nicht bestehen, da noch nicht volljährige Personen
nicht Geschäftszulässig sind, also noch keinen Vertrag abschließen dürfen,
jedoch wollen wir zunächst davon absehen und uns später diesem scheinbaren
Widerspruch zuwenden.
Das besondere am Verhalten von jungen Menschen ist auch,
dass viele in der Pubertät, oder schon nach Ende der Pubertät und der Ablösung
von den Eltern, unter gewissen Gefühlsschwankungen leiden. Sie führen dann
emotional und ohne groß nachzudenken fast stundenlange Telefonate mit dem Handy.
Bei einem Prepaid-Handy wird dieses natürlich nach einer gewissen Zeit
unterbrochen, wegen Guthabenmangel, doch bei einem Vertragshandy gibt es keine
derartigen „Kostenwarnungen“. Bei SMS gilt das gleiche. Und dann gibt es auch
noch den typischen Konkurrenzkampf unter Freunden und jungen Menschen. Ganz nach
dem Motto: Hej ich habe heute schon 5
Anrufe, 3 SMS und 7MMS bekommen und
du? Zudem haben sie aufgrund ihrer fehlenden Lebenserfahrung oder
plötzlich fehlender Geld- Unterstützung, nicht immer das benötigte
Schätzungsvermögen um ihre Kosten zu regulieren und abzudecken. Besonders wenn
sie noch in Ausbildung sind.
Junge Menschen sind einem stetigen auch
Entwicklungsbedingten Wandel unterworfen und auf der Suche nach Vorbildern auch
mehr oder weniger leicht von Medien zu beeinflussen, die ihnen den Handykonsum
attraktiv vorführen.
Sie werden so gesehen, aufgrund ihres emotionalen
Verhaltens schnell Opfer der Handyverschuldung. Erwachsene verschulden sich
allerdings ebenfalls, und dies nicht zu knapp. Da sie ein höheres Einkommen als
Jugendliche haben, sind ihre Unkosten und ihre Ansprüche gestiegen und dadurch
auch ihre Ausgaben, wobei sich auch Erwachsene häufig verkalkulieren. Kein
Mensch ist fehlbar.
Kommerzielle Gründe
(verstärkt bei Vertragshandys)
Wie viele andere Staaten unserer heutigen Zeit ist
Deutschland ein Land mit einem Kapitalistischen System, indem Geld z.T. mit
Macht gleichgesetzt werden kann, ebenso mit Luxus. So ist natürlich ein stetiger
Konkurrenzkampf gegeben.
Ein jeder nutz jeglichen wirtschaftlichen Vorteil
bestmöglich für seine eigenen Zwecke aus. Daher geht es den großen
Handyvertreibern, Handyanbietern und nicht zuletzt den großen Netzbetreibern
auch um den Profit.
In einem Kapitalistischen System ist eigentlich nichts
kostenlos, denn irgendwer muss irgendwo immer für eine Dienstleistung oder einen
Wertgegenstand bezahlen. Wenn nun jemand bei einem Handyanbieter liest, dass es
ein Handy für 0 Euro gibt, kann schlicht und ergreifend davon ausgehen, dass der
Wertpreis dieses Gerätes von ihm, im Falle eines Kaufes, bezahlt werden muss.
Daher kann man bei derartigen Anzeigen direkt beim Preis von 0 Euro auch immer
dahinter ein kleines Sternchen bewundern, dass sofort auf gewisse Paragraphen
und Bedingungen hinweist.
Ein Beispiel: Preis für das Handy: 0 Euro, dafür
verpflichtet man sich für einen 24 Monate laufenden Vertragsabschluss mit einer
Monatsgrundgebühr von 12,95 Euro und einem Mindestumsatz von 5 Euro. Oft schon
nach der Hälfte der vergangenen Vertragslaufzeit hat man das Handy bezahlt,
bewiesen einige Nachrechnungen. Ohne zusätzliche Telefonkosten.
Doch derartige Lockangebote, in denen Handys samt MMS und
integrierter Kamera nur 0 Euro kosten, verleiten viele zu diesem am Ende sehr
Kosten-aufwendigen Spaß.
Das Kleingedruckte in der typischen deutschen
Bürokratie-Beamtensprache, welche die meisten jungen Menschen der Bevölkerung
(ältere der Bevölkerung kämpfen teilweise ebenfalls mit diesem Problem) kaum
verstehen, weist zwar auf gewisse Gefahren und Bedingungen hin, doch sie schützt
vor einer Handyverschuldung praktisch nicht.
Welcher Anbieter will schon, dass sein Kunde nur sehr wenig
Geld vertelefoniert, versimst oder an Klingeltöne, Logos und ähnliches
verwendet? Zusätzlich ist das Handy im Gegensatz zum Münzfernsprecher überhaupt
nicht kostentransparent, es dauert viel länger, bis die Rechnung kommt und das
einzelne Gespräch ist teurer.
Man rechnet ja mit einem gewissen Profit und so lange der
Kunde seine Rechnungen bezahlt, interessiert es die Firmenriesen nicht
sonderlich, ob Kunden sich Geld leihen müssen um diese zu bezahlen.
Es wird nur nachgeforscht wenn Zahlungen ausbleiben. Auch
ernährt sich dieses System von einem Absatzmarkt, der aufgrund der
wirtschaftlichen Lage immer hart umkämpft wird.
Die Firmen sichern sich mit unzähligen Paragraphen und
Bedingungen ab, sodass man sich im Klaren sein muss, wenn man einen Vertrag
abschließt wer im Vorteil ist und was passieren wird, wenn man Bedingungen nicht
mehr erfüllen kann. Von den kommerziellen Gründen, die wir herausfanden,
ausgesehen, konnten wir schnell feststellen, dass sie uns am Ende immer wieder
zum Geld und zum Profit führten. Teilweise könnte man meinen, dass Unwissenheit
bewusst ausgenutzt werden kann, demzufolge ist es notwendig, dass es bei den
Vertragsabschlussregeln, z.B. der nötigen Volljährigkeit bleibt, da selbst jene
immer noch leicht in die Schuldenfalle geraten können, da sie sich mit dem
Rechtswesen meist nicht besonders gut auskennen.
Gesellschaft und speziell das soziale Umfeld
Auch die Gesellschaftsordnung und speziell das soziale
Umfeld sind Gründe die man für eine Handyverschuldung angeben kann. So
verschulden sich Jugendliche von reichen Eltern oft so hoch, dass die Eltern
zwar die Rechnungen bezahlen, doch ihren Kindern danach anschließen die teuren
Mobiltelefone wegnehmen müssen, damit die Zahlungen nicht ins Bodenlose wachsen.
Das liegt zum Teil daran, dass sich einige dieser Jugendlichen, es sind eher
Einzelfälle aus den sehr gut verdienenden Schichten, sich nie Gedanken über
Kosten machen mussten und ihnen damit das Einschätzungsvermögen fehlt. In diesen
Fällen ändert sich dies aber nach einigen hohen Rechnungen, die von den Eltern
finanziert werden mussten, wenn das Taschengeld dafür nicht mehr reichte. Das
krasse Gegenteil dazu bilden Jugendliche aus den sehr wenig verdienenden
Schichten. Diese Kinder fühlen sich oft von der Gesellschaft ausgeschlossen und
betteln ihre Eltern manchmal sogar an, ein Handy mit Vertrag zu kaufen und dann
ihnen zu überlassen, in der Hoffnung sich besser zu integrieren zu können. Sie
denken zumeist, damit eher ein Teil der Gesellschaft zu werden und nicht mehr
als Minderwertig abgestempelt zu werden.
Doch wenn diese jungen Menschen noch eine niedrige
Schulbildung haben, so geht dieser Schuss zu oft nach hinten los. Sie
überschulden sich, leihen sich zuerst Geld von Freunden, dann von den Eltern,
welche in solchen Fällen oft viel zu spät reagieren, und geraten in einen
Teufelskreis der sogar in Verpfändung enden kann.
Soziale Probleme verstärken auch noch diesen Effekt. Aus
Hoffnungen, aber meist auch so, reizt das Handy und seine Dienste, entstehen
sogar Suchtähnliche Gefühle. Auch Beziehungsprobleme können zur Verschuldung bei
Jugendlichen führen, die dann in endlosen Gesprächen per SMS oder Telefonat
Trost suchen.
Im Allgemeinen jedoch ist die Mittelschicht prozentual
genauso von der Verschuldung betroffen, wie die anderen Schichten. Und zwar bei
den 13-17 jährigen mit 6% Schulden bei Anbietern, und 5 % bei Verwandten,
Freunden und der Familie. Bei den älteren Menschen fallen die Zahlen wesentlich
höher aus.
Weitere Gründe sind aber auch eine ungünstige Taktung, so
muss man für ein 10-20sek Gespräch eine volle Minute Bezahlen. Auch ist es zu bemerken, dass immer mehr Wissenschaftler
bei der Verschuldung, die mittlerweile insbesondere bei Handys immer häufiger
auftritt, von der „Vererbten Armut“ sprechen: Kinder, die in verschuldeten Familien groß werden, „lernen“
von ihren Eltern, dass es normal ist, Schulden zu machen und auch über die
eigenen Verhältnisse hinaus zu konsumieren.
Wie man sieht, ist also auch die Gesellschaft und das soziale Umfeld ein Faktor,
der die Verschuldung bei Handys entscheidend beeinflusst.
3. Handyverschuldung:
Ausmaß und Folgen
(Aspekt: Vergleich
zwischen Vertrag und Prepaid-Handy)
Nun wenden wir uns
der Handyverschuldung und seinen Ausmaßen und Folgen zu. Auch betrachten wir nun
den Widerspruch, dass sich Jugendliche mit Vertrag verschulden, obwohl dies
nicht vorkommen dürfte.
Zunächst mussten
wir natürlich für unsere Arbeit definieren, was es bedeutet, wenn ein Mensch
ver- oder überschuldet ist.
Ein Mensch ist
dann überschuldet, wenn er seinen laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr
durch Einkommen oder Vermögen nachkommen kann. Dann wird er mit Mahnungen der
Banken überhäuft (bzw. jegliche Gläubiger auch Eltern, Freunde und Verwandten
mahnen zu einer baldigen Zahlung), und es droht ein Vollstreckungstitel
bei ausbleibender Zahlung, auf Grund dessen ein Gerichtsvollzieher beim
Schuldner Vermögensgegenstände wie Mofa, Auto oder Möbel einziehen kann. Auch
mit so genannten Taschenpfändungen können die Gerichtsvollzieher den jungen
Leuten auf den Leib rücken. Dabei werden buchstäblich die letzten Euro aus der
Hosentasche gezogen. Außerdem werden
jegliche Konten gesperrt, finanzielle Unterstützung verweigert und Privilegien
oder ähnliches aufgehoben.
Die monatlichen
Kosten, welche durch telefonieren etc. in anfallen, von Jugendlichen unter 18
Jahren liegen bei 72 Millionen Euro! Die Dunkelziffer, der Kosten, welche Kinder
mit Vertragshandys entstehen lassen, wird auf schätzungsweise die Hälfte dieser
Summe geschätzt, doch es liegen keine genauen Zahlen vor.
Aus unseren
Recherchen ging hervor, dass die Verschuldung mit Vertrags-Handys bedeutend
häufiger und höher ist als bei den Prepaid-Handys. Das ist ganz leicht zu
erklären. Bei einem Vertragshandy gibt es keinen Kostenstop, während bei einem
Kartenhandy irgendwann einfach das Guthaben alle ist.
Demzufolge fällt
die Verschuldung bei diesen Fällen auch nur im Verwandten und Freundeskreis an
und nicht bei einem Netzbetreiber. Die Ausmaße bei der Verschuldung mit
Vertragshandys dagegen sind erschreckend hoch. Womit wir bei dem Widerspruch
angelangt wären, der schon in unseren vorigen Kapiteln angeschnitten wurde: Das
Problem, dass sich Kinder mit Vertrag verschulden, dürfte durch
Gesetzgebung und Vertragsbedingungen en vor, gar nicht bestehen!
Verschuldet man sich mit einem Vertag, wird man in der so
genannten „Schufa“ registriert
Dort können auch
andere Netzbetreiber nachsehen, ob ein Kunde verschuldet ist (die Höhe der
Verschuldung wird nicht angegeben) und so kann auch ein neuer Vertrag bei einem
anderen Anbieter von diesem unterbunden werden, solange der Kunde noch Schulden
hat. Mittlerweile sind in der Schufa über 60 Millionen Handy-Verträge
registriert.
Allein bei den
21-24 Jährigen steht jeder 6. Mit durchschnittlich 2170 Euro in der
Verschuldung! Doch sind in der Schufa keine Jugendlichen registriert, auch wenn
sie enorme Kosten verursachen. Schließlich sind die Eltern diejenigen, welche
die Kosten tragen müssen. Die wahren Schuldner sind allerdings ihre Kinder.
Sie haben sich
verschuldet und sind eigentlich für die daraus folgenden Konsequenzen
verantwortlich, aber sie dürfen nicht zur Verantwortung gezogen werden,
da sie nicht den Vertrag abgeschlossen haben. Zudem wollen die Netzbetreiber und
Vertragsanbieter nicht wissen, wer aus der Familie die Verschuldung verursacht
hat, sondern nur, wann die Zahlung erfolgt um den Schulden ein Ende zu setzten.
Diese Geldbeträge
reißen offiziell schließlich jährlich weltweit mehr als eine halbe Milliarde
Dollar, bzw. ca. eine halbe Milliarde Euro, in die Kassen dieser Betriebe.
Per Gesetz ist
jedoch der Besitz eines Handyvertrags für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
verboten, wie kommen also Jugendliche an einen Handyvertrag?
Diese Antwort
fanden wir mit einem aufmerksamen Blick in unsere schulische Umgebung. Viele
Eltern schenken ihren Kindern Mobiltelefone um ihnen eine Freude zu machen, und
nicht wenige Jugendliche im Alter von 15 Jahren hatten schon 2 oder 3 Handys.
Vor allem in Großstädten zwingen sich die Jugendlichen zu diesem Konkurrenzkampf
im Besitz und Wert ihrer Mobiltelefone. Vor allem Handys mit Vertrag erscheinen
den Eltern für ihre Kinder besonders günstig, da sehr geringe Preise für
Kurznachrichten (SMS) und Telefonate verlangt werden und sie trotz der hohen
Grundgebühren sehen preiswert aussehen.
Dabei überschätzen
sie oft ihre Kinder in ihrer Reife und ihrem Verantwortungsgefühl- und nicht
zuletzt ihr Verhalten gegenüber dem Umgang mit Geld und überlassen seelenruhig
das Handy mit Vertrag ihren Kindern. Selbst bei den ersten 3 hohen Rechnungen
reagieren die meisten Eltern überhaupt nicht, da sie die hohen Rechnungen auf
die anfängliche Freude ihrer Lieben schieben.
Währenddessen
sammeln sich die Kosten und schließlich gerät man in die Schuldenfalle.
Jugendliche bekommen meist Handys mit Vertrag von ihren Eltern, die den
Handykonsum auch meist noch klaglos finanzieren.
Da jedoch das
Verantwortungsgefühl durch die geringe eigene Kostenbeteiligung dieser Kinder
nicht besonders gefördert wird, steigert sich die Gefahr, dass sie sich mit der
Volljährigkeit selbst verschulden. Denn ab da sind es ihre eigenen Schulden.
Theoretisch müsste man kontrollieren, dass Kinder kein Handy mit Vertrag in die
Hände bekommen, aber praktisch ist das absolut nicht zu realisieren. Der Kosten-
und Zeitaufwand ist einfach zu groß. Wir sind zudem auch noch auf andere Studien
aufmerksam geworden aus denen folgt:
Mehr als jeder zehnte 13- bis
17-Jährige in Deutschland hat laut einer Studie des Instituts für
Jugendforschung in München (2002) Schulden. Zehn Prozent dieser Schulden fallen
durch Handys an.
Erneut ist
bundesweit sowohl die Schuldenlast junger Menschen gestiegen, als auch die
Anzahl der verschuldeten Personen, welche sich innerhalb von drei Jahren fast
verdreifacht hat. Jeder fünfte zahlungsunfähige Schuldner ist jünger als 25
Jahre
Dabei
kristallisiert sich immer weiter heraus, dass nicht mehr die Anschaffung eines
Mofas, Autos oder einer Wohnung zur Verschuldung führt, sondern dass Jugendliche
insbesondere durch ihre Handyrechnungen in die Schuldenfalle geraten. Das
Mobiltelefon wird in vielen Fällen der Einstieg in die Verschuldung junger
Leute, die sich nur schwer aus dem Teufelskreis der Schulden befreien können. So
konnten bundesweit fast 300.000 junge Menschen im Alter zwischen 20 und 24
Jahren ihre Handyrechnungen nicht mehr bezahlen. Der Anspruch der Jugendlichen,
in unserer Konsumwelt mithalten zu können, ist inzwischen derart groß, dass
immer mehr Jugendliche sogar überlegen, ihre Ausbildung abzubrechen, um durch
besser bezahlte Jobs ihre finanzielle Situation kurzfristig zu verbessern.
Dies gab jeder 4.
15-26 Jährige in einer Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes in München an!
Sie jobben zum Anfang, noch zusätzlich neben ihrer Ausbildung, um die Schulden
kurzfristig tilgen zu können, verlieren dadurch jedoch Zeit für ihre Ausbildung,
werden unkonzentriert, gereizt, wegen der langen gesamten Arbeitszeit und können
schon allein dadurch ihre Ausbildungsstätte verlieren oder so schlecht
abschließen, dass sie danach nur wenig Hoffnung auf einen Arbeitsplatz haben.
Nicht selten
stehen sie vor einer Existenzlosigkeit- wenn sie keine große Unterstützung
bekommen. Durch die Verschuldung werden außerdem soziale Probleme, Krankheiten
wie Depressionen und ähnliches und eine ganze Reihe weiterer Probleme ausgelöst.
Die Schuldenlast
Junger Menschen nahm in den letzten Jahren immer mehr zu und die Folgen wurden
auch immer härter für die Betroffenen und noch immer ist die Tendenz der
Verschuldung steigend.
Diese Entwicklung
ist dramatisch und zeigt noch einmal die Notwendigkeit auf, junge Menschen in
der beruflichen und schulischen Ausbildung für ihre eigene wirtschaftliche
Situation zu sensibilisieren.
Bericht zweier,
die sich verschuldet haben
(Namen verändert, da die Personen
unerkannt bleibenwollen)
Wir haben nach langen Suchen, zwei
Jugendliche gefunden, die sich verschuldeten und bereit waren mit uns darüber zu
sprechen. Allerdings haben wir ihre Namen verändert, da diese unerkannt bleiben
wollen.
Wir:
„... Was ist für euch euer Handy? Welche Bedeutung nimmt es in eurem Alltag
ein?“
Stefanie(15): „Ich brauche es
einfach. Es ist ein Geschenk von meinem Vater, nachdem sich meine Eltern
geschieden haben und schon allein deshalb, war es immer sehr wichtig für mich.
Nach der Scheidung meiner Eltern, kam es mir so vor, als hätte man mir etwas
ungeheuer Wichtiges weggenommen und dieses Geschenk von meinem Vater war so eine
Art Rettungsanker für mich. Ich konnte mich daran klammern, meinen Schmerz in
langen Gesprächen wegtelefonieren und das zu jeder Tageszeit! Es ist fast wie
ein Freund, weil es immer für dich da ist.“
Maik (16): „In meiner Klasse
fühlte ich mich oft irgendwie immer ausgeschlossen. Eben so wie ein Außenseiter.
Dann bekam ich von meinen Eltern ein Handy mit MMS und Kamera und allem drum und
dran! Ich war wahnsinnig stolz drauf und wurde seltsamerweise auf einmal in der
Klasse akzeptiert und in die Clique aufgenommen.
Mit dem Handy war ich cool und
endlich fühlte ich mich wohl, weil ich so sein durfte wie ich bin!“
Wir:
„Habt ihr ein Handy mit Vertrag oder ein Handy mit Karte?“
Stefanie: „Ich habe eines mit
Vertrag bekommen und mein Vater versprach mir, meine Rechnungen zu bezahlen.“
Maik: „Ich habe eines mit Karte.
Für die Kosten musste ich selbst aufkommen, aber ich bekomme ja auch monatlich
ein Taschengeld.“
Wir:
„Wie ist es dann bei euch zur Verschuldung gekommen? Und vor allem, um welche
Geldbeträge und bei wem habt ihr euch verschuldet?“
Maik: „Ich habe mit meinem Handy
natürlich auch angegeben und habe mit den Leuten aus der Clique oft telefoniert
und SMS hin und her geschickt, damit ich immer wusste, was so los war. Außerdem
habe ich damit meine neue Stellung in der Gruppe verteidigt und gefestigt. Es
gibt ja immer irgendwelche, die Außenseiter sind und ich hatte ja auch mit
meinem Eintritt in die Gruppe jemand anderem seinen Platz weggenommen.
Ständig war mein Guthaben
aufgebraucht und ich musste mir eine neue Karte kaufen. Erst habe ich mein
gespartes Geld und mein Taschengeld dafür ausgegeben und dann habe ich mir bei
Freunden Geld geliehen. Erst ging es ja immer um kleine Beträge. So 15 Euro bis
30 Euro, aber irgendwann waren so 50 Euro pro Woche fällig.“
Wir:
„Wie war es bei dir, Stefanie?“
Stefanie: „Naja, ich habe schon in
den ersten Tagen sehr viel telefoniert und SMS verschickt, einfach so, um mich
von meinen Problemen wegen der Scheidung abzulenken. Dann bekam ich noch
Probleme mit meinem Freund, die ich in endlosen Telefonaten und SMS reihen, dann
löste. Auf den Preis habe ich gar nicht geachtet, schließlich spricht man erst
und zahlt später. Schon nach 2 Wochen war es für mich Gewohnheit lange zu
telefonieren. Logos und Klingeltöne downloaden und all sowas-
Selbstverständlich! Bei der ersten Rechnung war ich bei 120 Euro, die mein Vater
einfach bezahlt hat. Ich hatte mich ja schließlich so über das Handy gefreut,
dass ich von ihm geschenkt bekommen hatte. Nur- ich konnte nicht mehr aufhören.
Ich hatte das Handy immer griffbereit, ständig das Display im Visier, damit ich
eine eingehende Nachricht sofort lesen konnte. Ich brauchte es. Brauche es jetzt
noch immer.“
Wir:
„Wo war der Punkt erreicht, an dem ihr ernsthafte Probleme mit den Schulden
bekommen habt?“
Maik: „Ich musste meinen Freunden
ihr Geld zurückgeben, aber ich selbst hatte keines mehr. Ständig habe ich
nachgedacht woher ich Geld bekomme und habe meine Freunde hingehalten.
Schließlich nahm ich Geld aus der Haushaltskasse um meine Schulden zu bezahlen.
Das ging eine Weile gut, aber dann haben mich meine Eltern zur Rede gestellt und
es gab großen Ärger.“
Stefanie: „Bei mir war das
ähnlich. Meine Rechnungen stiegen und stiegen, bis mein Vater die Rechnungen
nicht mehr bezahlte. Dann musste ich die letzte offene Rechnung von 241 Euro
selbst bezahlen. Danach war ich total pleite und fertig dazu. Erst da ist mir
klar geworden, wie viel mein Zeitvertreib kostet! Ich war total überrascht, wie
schnell sich so etwas anhäuft. Wenn ich nicht noch Geld von meiner Mutter
bekommen hätte, hätte ich meinem Vater diese Rechnung gar nicht bezahlen können,
schließlich läuft der Vertrag ja offiziell über ihn. Er gab mir dann noch eine
Chance, dass Handy zu behalten. Ich musste meine Kosten auf 15-20 Euro pro Monat
dezimieren. Von über 200 Euro auf 20 Euro runter zu kommen schien mir
unmöglich!“
Wir:
„Aber du hast es geschafft?“
Stefanie: „Ich musste. Ich bin
praktisch süchtig von diesem Handy! Ich könnte mir ein Leben ohne mein Handy gar
nicht mehr vorstellen! Nur in Notfällen habe ich noch telefoniert und
SMS-Dialoge so weit wie möglich gekürzt. Es war ziemlich schwer mein Handy nicht
so zu benutzen wie vorher. Vom Ausmaß her, will ich damit sagen und wenn ich
ehrlich bin, habe ich am Anfang oft geheult, weil ich mir so hilflos vorkam und
angst hatte meine Angelegenheiten nicht mehr regeln zu können, wenn ich nur so
wenig Geld verbrauchen durfte. Aber mir ist relativ schnell klar geworden, dass
es gar nicht so schwer ist in diesem Kostenlimit zu bleiben, wenn man sich auf
das wichtige beschränkt und sich von den Medien nicht dazu verleiten lässt zig
Klingeltöne und Logos runter zu laden. Wenn mein Vater nicht so durchgegriffen
hätte, säße ich jetzt auf jeden Fall in der Schuldenfalle und in einer
Beratungsstelle und wüsste nicht mehr was ich machen sollte. Mittlerweile bin
ich sehr dankbar dafür, dass mein Vater diese Bedingungen an mich gestellt hat,
auch wenn es mir damals ungerecht vorkam.“
Wir:
„Maik, du sagtest, dass es großen Ärger mit deinen Eltern gegeben hat, weil du
das Geld aus der Haushaltskasse genommen hast. Wie hast du deine Probleme
gelöst, oder bestehen deine Probleme noch?“
Maik: „Erstmal gratuliere ich
Stefanie kurz, dass sie es geschafft hat, nicht in die Schuldenfalle zu geraten
und außerdem ihre Probleme gelöst hat. Wir haben ja beide selbst erfahren, wie
schnell man sich mit dem Handy Schulden einhandeln kann. Ich kann von Glück
sagen, dass ich kein Vertragshandy hatte, denn durch das Kartenhandy hatte ich
zumindest noch einen Überblick meine Kosten. Nun wie gesagt, ich bekam Probleme
mit meinen Eltern. Kaum waren meine Sorgen, wie ich meine Freunde bezahlen soll,
gelöst, hatte ich natürlich ein neues. Ich war ein wenig naiv zu glauben, dass
meine Geldprobleme gelöst wären, wenn ich Geld von meinen Eltern klaute. Ich
musste ihnen erklären, warum ich das Geld genommen habe und daher habe ich ihnen
alles erzählt. Sie hatten Verständnis, waren aber auch enttäuscht darüber, dass
ich anscheinend kein Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Geld an den Tag
gelegt hab.“
Wir:
„Du hast uns jetzt erzählt wie deine Eltern reagiert haben, aber was für
Konsequenzen wurden aus deinem Handeln gezogen? Was für Folgen hatte deine
Verschuldung bei Freunden und deinen Eltern auf dich persönlich? Hast du etwas
an deinem Leben geändert?“
Maik: „Ich durfte nicht mehr als
eine 15 Euro-Karte im Monat verbrauchen, ansonsten wollten sie mir mein Handy
wegnehmen. Außerdem haben sie mir mein Taschengeld stark gekürzt, damit ich
lerne, dass Geld für wichtige Dinge auszugeben und nicht aus dem Fenster rauszuwerfen. Mir war die ganze Geschichte vor meinen Eltern peinlich, aber wie
sie reagiert haben war richtig. Meine Sicht auf Geld ist heute ganz anders.
Heute würde mir es nicht noch einmal passieren, mich so bei Freunden, eigentlich
egal bei wem, zu verschulden. Durch Zufall habe ich dann auch noch erfahren,
dass es zweien meiner Mitschüler ähnlich ging und konnte ihnen mit meiner
Erfahrung helfen. Allgemein aber trauen sich die meisten nicht, etwas zu sagen,
wenn sie Geldprobleme durch das Handy haben. Ob nun mit Vertrag oder Karte.
Außerdem wird das Problem zu oft unterschätzt.“
Stefanie: „Ich sehe das genauso.
Die Geldprobleme die ich hatte und die auch noch viele andere in Deutschland
haben, belasten auch seelisch und alles dreht sich nur noch um die Schulden. Das
macht einen wahnsinnig!“
Wir:
„Haltet ihr Präventionsarbeit an Schulen für sinnvoll?“
Stefanie: „Auf jeden Fall! Leider
muss ich sagen, dass es da großen Nachholbedarf gibt. An meiner Schulde gab es
noch nie ein Projekt und es kam auch keine Gruppe von Jugendberatern und
Finanzberatern, um uns vor den Gefahren zu warnen, wie ich es von
Großstädtischen Schulen gehört habe.“
Maik: „An sich gut, aber ich
denke, die Eltern sind die wichtigsten Erzieher, die uns warnen müssten. Doch
wie sollten sie, wenn auch sie manchmal nicht genügend über die Handygefahren
wissen? Das Problem ist ja relativ neu, weil es den Handyboom erst seit kurzem
gibt. Außerdem nehmen viele Schüler Lehrer nicht immer ernst, sondern tun ihre
Ratschläge ab.“
Wir:
„Also wir gratulieren euch, dass ihr es geschafft habt aus der Schuldenfalle zu
entkommen und anscheinend auch etwas Wichtiges für euer Leben gelernt habt.
Danke für das Interview.“
4.Wege aus der
Verschuldung
Schulden- jeder
Gedanke, jeder Moment dreht sich nur noch um Schulden. Man ist Zahlungsunfähig,
der eigene Besitz kann gepfändet werden, man hat Sorgen über Sorgen und weiß
nicht wie das Leben weitergeht. Immer häufiger kommt es in Deutschland vor allem
durch Handyverträge zur Ver- und Überschuldung.
Doch was nun?
Wir haben nach
Möglichkeiten gesucht, die den Weg aus der Schuldenfalle weisen können und noch
einmal das Thema Prävention mit einbezogen.
Die Wege aus der
Schuldenfalle richten sich zum einen nach dem Ausmaß der Verschuldung und zum
anderen nach den Gläubigern. Verschuldet man sich bei Freunden, Verwandten und
Eltern sollte man als erstes mit ihnen über die Geldprobleme reden!
Vor allem mit den
Eltern sollte man intensive Gespräche über die Entstehung der Schulden führen
und gemeinsam nach Lösungen suchen und Konsequenzen gemeinsam ziehen.
Dabei ist zu
empfehlen, dass man die Gläubiger bezahlt (z. B. Freunde) und den Eltern das
Geld in Raten zurückzahlt. Im Allgemeinen aber sollten die Eltern mit ihren
Kindern, damit sind auch erwachsene Kinder gemeint, die Konsequenzen individuell
abgestimmt ziehen.
Reagieren die
Eltern und Freunde nicht, bzw. verweigern die Hilfe, kann man
Schuldnerberatungsstellen aufsuchen.
Verschuldet man
sich mit Vertrag, sollte man natürlich mit den Eltern das Problem besprechen,
aber am besten trotzdem zur Schuldnerberatungsstelle gehen und sich
professionell beraten lassen. Vor allem bieten sich Gespräche mit den Gläubigern
an um individuelle Lösungswege zu finden. Sind die Schulden z.B. so hoch, dass
man sie nicht mit einem mal begleichen kann, bietet sich ein Inkassoverfahren
an.
Dabei bezahlt man
in Raten über 5 Jahre seine Schulden ab.
Bekommt man die
Rechnungen bei Vertragshandys dauerhaft nicht in den Griff und muss sich immer
wieder Geld leihen, empfiehlt es sich in jedem Fall auf ein Prepaid-Handy
umzusteigen.
Im Ernstfall, wenn
wirklich gar nichts mehr hilft, gilt- Das Handy wegnehmen und ausschalten.
Fest steht, dass
mit Kindern und jungen Menschen Zukunftsperspektiven entwickelt müssen werden
und die Schule heute auch zunehmend alltägliche Hilfestellungen geben muss – bis
hin zu praktischen Tipps zum ökonomischen Umgang mit Mobiltelefonen.
Dazu haben wir ein
gutes Beispiel herausgefunden:
Kiel hat zwei
erfolgreiche Projekte speziell für die Präventionsarbeit mit jungen Menschen ins
Leben gerufen, „Schuldenprävention an Schule“ und das DRK - Infozentrum „fit for
money“.
Das Projekt
„Schuldenprävention an Schule“ besucht mit großem Erfolg Schulen und
berufsbildende Einrichtungen und vermittelt jungen Menschen Grundlagen
finanzieller Allgemeinbildung.
Das Projekt „fit
for money“ bietet zum einen Hilfe über das Internet an. Zum anderen fährt ein
Kleinbus mit eigenen Unterrichtsmaterialien zu Schulen und Veranstaltungen.
Wirtschaftsunternehmen aus Kiel sponsern in großem Umfang dieses Projekt. Es
gibt erste Hinweise, dass sich die Mühen auszahlen. Die Zahl der Problemkredite
in der Landeshauptstadt hat weniger zugenommen als im Bundesdurchschnitt.
Um landesweit
sicherzustellen, dass die Schuldnerberatungsstellen für das Problem der
wachsenden Verschuldung junger Menschen ausreichend sensibilisiert und
informiert sind, wurde beim Diakonischen Werk in Rendsburg eine
Koordinierungsstelle für die 37 Schuldnerberatungsstellen Schleswig-Holsteins
eingerichtet, welche weitgehend aus Landesmitteln finanziert wird.
Schulungen von
Mitarbeitern der Beratungsstellen, Broschüren, die konzeptionelle
Weiterentwicklung der Prävention und die Diskussion über Qualitätsstandards
haben dazu geführt, dass diese neue Koordinierungsstelle schon nach knapp einem
Jahr Laufzeit eine hohe Akzeptanz erreicht hat.
Neben den beiden
Kieler Projekten und der Koordinierungsstelle ist das vierte Standbein der
Präventionsarbeit in Schleswig-Holstein natürlich das der bereits bestehenden 37
Beratungsstellen in kommunaler Hand.
Hier ist es die
Aufgabe der Politik vor Ort, gemeinsam mit den Beratungsstellen Konzepte zu
entwickeln, welche der notwendigen Präventionsarbeit in Schulen und besonders
auch Berufschulen gerecht wird. Ähnliche Projekte und Schuldnerberatungsstellen
gibt es in Thüringen und ganz Deutschland, wenn auch vielleicht nicht immer in
diesem Umfang. Wir sind der Meinung, dass diese Projekte und
Schuldnerberatungsstellen ein gutes Mittel gegen die Handyverschuldung,
insbesondere durch Verträge, sind, jedoch noch mehr ausgeweitet werden sollten.
Doch es reicht
nicht, dass es Projekte in Sachen Prävention gibt. In erster Linie sollten
Eltern ihren Kindern von Anfang an verstärkt klarmachen, welche Bedeutung Geld
hat und wie wichtig der verantwortungsbewusste Umgang damit ist. Dadurch wird
einer Verschuldung im Allgemeinen, und damit auch einer Handyverschuldung,
vorgebeugt.
5. Fazit (Wenn ich
Justizministerin wäre,...)
Wenn wir Justizministerinnen wären, würden wir den ersten
Schwerpunkt darauf setzen, dass die Handy-Vertragsbedingungen verschärft werden
und die Bedingungen zudem deutlicher hervorgehoben werden müssen und zusätzlich
eine Vertragsbedingung hinzufügen, in der festgelegt wird, dass nach einer
ausbleibenden Zahlung bei einem Handyvertrag das Handy gesperrt werden muss, um
einer Verschuldung beim Vertragsanbieter Einhalt zu gebieten. Da eine Auflösung
der Sperre teuer ist, überlegt man es sich natürlich auch zweimal, in welchem
Maße man das Handy gebraucht, wodurch man nicht über seine Finanzen hinaus
konsumiert.
Da es sich nicht kontrollieren lässt, ob Jugendliche ein
Vertragshandy benutzen, würden wir zudem durchsetzen, dass es verstärkt
Prävention in Form von Projekten an Schulen und anderen Ausbildungsstätten gibt,
die sich mit der Verschuldung allgemein befassen und dabei auf die
Handyverschuldung aufmerksam machen.
Zudem würden wir versuchen ein Deutschlandweites Netz von
Schuldnerberatungsstellen aufzubauen.
Den zweiten Schwerpunkt unserer Bemühung würden wir auf die
Prävention legen, um das Problem von der Ursache her zu lösen. Zum Schluss
würden wir darauf aufmerksam machen, dass es natürlich noch andere Wege der
Kommunikation gibt, als das Handy, welches im eigentlichen für den Zweck der
Erreichbarkeit entwickelt wurde, wenn man keinen Zugriff auf das Festnetz hat.
Ein Beitrag für das Fach
"Wirtschaft & Recht" von Helena B. (D - 14 Jahre) |