Jeanne d'Arc - Die Jungfrau von Orleans

 

JEANNE d'Arc,
Selbstbezeichnung Jeanne la Pucelle, weitere Schreibweisen J. d'Ay, J. Darc, J. Tarc, J. Dare, J. Day, 6.1. 1412 in Domremy/Lothringen als Tochter des Bauern und Dorfbürgermeisters Jacques Darc, + 30.5. 1431 auf dem Scheiterhaufen in Rouen.
Geburtsdatum und -ort stützen sich auf die Prozessprotokolle von 1431. J. hatte drei ältere Brüder und eine Schwester. Unter ihrer Mutter Isabelle genoss J. die behütete, häusliche Erziehung eines Landmädchens bescheidener, jedoch nicht ärmlicher Herkunft.

Im Alter von 13 Jahren erschien J. nach ihren Prozessaussagen der Erzengel Michael. Von diesem erhielt sie den Befehl, die Belagerung der Stadt Orléans durch die englischen Truppen aufzuheben. Sie wurde beauftragt, Robert de Baudricourt, den Stadtkommandanten der Festung Valcoleurs, um seine Hilfe bei dieser Tat zu bitten. Die Erscheinungen wiederholten sich oft, und endlich verließ J. 1428 ihr Elternhaus, um ihren Auftrag zu erfüllen.

Durch Hilfe eines Vetters ihrer Mutter, Durand Laxart, gelangte sie nach Valcoleus, und versuchte sogleich, ihr Anliegen Baudricourt vorzutragen. Dieser wies sie zunächst zweimal schroff ab. In Valcoleurs verbreitete sich ein Gerücht vom Wunderbringenden Wirken J.s; im Januar 1429 entschloss sich Baudricourt, J. zu empfangen. Herzog Karl von Lothringen, der ebenfalls die Kunde von ihren Wunderwirkenden Kräften erhalten hatte, rief J. am 12.2. 1429 nach Nancy.

Sowohl der Ruf J.s im Volk als auch der Empfang durch Karl II. veranlassten Baudricourt, sich am nächsten Tag bereit zu erklären, sie nach Chinon zu Karl VII. geleiten zu lassen. Am 19.2. brach J. mit einer Eskorte auf, und erreichte Chinon nach einer beschwerlichen Reise am 1.3. 1429. Sie wurde dem König vorgestellt, dem sie ihre Hilfe anbot. Karl VII. wies J. als Quartier am nächsten Tag das Schloss Couldray zu, woraus das Wohlwollen des Königs ihr gegenüber geschlossen werden kann. Gegen Ende März 1429 beschloss Karl VII. sie einer eingehenden Prüfung zu unterziehen.
Am 21.3. reiste sie nach Poitiers, wo sie über einen Zeitraum von drei Wochen von einigen Geistlichen befragt und verschiedenen hochgestellten Persönlichkeiten vorgestellt wurde. Die Examination fiel günstig für J. aus.

Der Kronrat beschloss, ihr eine Rüstung anfertigen zu lassen und sie mit einem Gefolge nach Orléans zu schicken. Am 26.4. zog sie von Blois aus nach Orléans, wo sie am Abend des 29.4. einzog. Am 7.5. 1429 nahm J. in vorderster Linie an der Erstürmung des von den Engländern besetzten Forts de Tourelles teil, wobei sie durch einen Pfeil verwundet wurde. Trotz ihrer Verwundung verließ sie nicht das Feld, und steigerte durch ihre Ausstrahlungskraft Kampfbereitschaft und Siegeszuversicht im Heer.
Am 8.5. 1429 zogen die Engländer von der aussichtslos gewordenen Stellung ab; Orléans war frei und der Krieg bekam eine für Frankreich glückliche Wendung. J.s Beteiligung an der Befreiung Orléans führte zu einer rasch steigenden Popularität im Volk und sie hatte bald den weit verbreiteten Ruf einer gottgesandten Prophetin und Kämpferin inne.

Am 9.5. verließ sie Orléans, um dem König, der sich auf dem Weg von Chinon nach Tours befand, entgegenzureiten. Sie nahm an der Vertreibung der Engländer aus dem Loire-Gebiet und an der Einnahme der letzten von ihnen besetzen Burgen im Juni 1429 teil. Am 17. Juli dieses Jahres wurde Karl VII. in Reims gekrönt.
Der Ruhm J.s war nun auf seinem Höhepunkt. J. wurde überall, wo sie sich zeigte, begeistert begrüßt, ihr Vater erhielt Steuerfreiheit vom König, und Frauen brachten Gebetbücher, damit sie sie berühre. Auf diesem Gipfel ihres Ruhmes ließ J.s Einfluss bei Hofe wieder in zunehmendem Maße nach. Grund war die wachsende Missgunst der königlichen Räte. Doch auch strategische Fehlentscheidungen beeinflussten die Situation J.s:

Auf ihr Drängen hin entschloss sich Karl VII. im September 1429 zum Sturm auf Paris, um die geschwächten englischen Heere vollends aus Frankreich zu vertreiben. Am 8.9. 1429 begann der Sturm der königlichen Truppen auf die stark befestigte Stadt. Der Versuch der Eroberung schlug jedoch fehl. Nach solchem Misslingen wurde J. von Karl VII. nicht mehr weiter unterstützt. Sie wurde an die Loire zurückgeführt, von wo sie im April 1430 floh, um dem belagerten Compiégne zu Hilfe zu eilen.
Dort wurde sie durch Verrat am Abend des 23.5. 1430 von den Burgundern gefangen genommen. Die nächsten zwei Monate verbrachte J. in Gefangenschaft auf dem Schloss Beaulieu bei Campiégne. Unmittelbar nach ihrer Ergreifung, am 26.5., schrieb die Pariser Universität an Herzog Philip und forderte ihn auf, J. dem Generalvikar des Großinquisitors von Frankreich auszuliefern.
Am 23.12. 1430 wurde J. nach Rouen gebracht und in einem der Schlosstürme von Bouvreuil in Ketten gelegt. Dort wartete sie bis zum 9.1. 1431 auf den Beginn des Prozesses "wegen ihres Aberglaubens, ihrer Irrlehren und anderer Verbrechen gegen die göttliche Majestät".

In öffentlichen Sitzungen und geheimen Verhören unterlag J. trotz ihres erstaunlich gewandten und verständigen Auftretens den dialektisch und rhetorisch geschulten Klerikern und verwickelte sich in Widersprüche. In Angesicht der drohenden Todesstrafe widerrief J. am 24.5. 1431, worauf sie zu lebenslangem Kerker verdammt wurde. Bereits 4 Tage darauf wurde sie beschuldigt, erneut Männerkleidung angelegt zu haben - ihr wurde der Prozess wegen Rückfälligkeit gemacht. Am 29.5. 1431 wurde das endgültige Urteil gefällt: Verbrennung der Ketzerin.

Am Morgen des 30. Mai wurde J. auf dem Marktplatz von Rouen verbrannt. Ihre Asche wurde in den Fluss geworfen. Vor dem Hintergrund der geänderten politischen Verhältnisse in Frankreich eröffnete Karl VII. am 7.11. 1455 den Prozess um eine Rehabilitation J.s in der Kathedrale Notre-Dame zu Paris. Am 7.7. 1456 verkündete man das Urteil, J. wurde vollständig rehabilitiert. Bei diesem Prozess wurde vermieden, diejenigen, die den Tod verursacht hatten, zur Verantwortung zu ziehen. Der Vatikan hielt sich in der Frage um Schuld und Unschuld J.s jahrhundertelang zurück. Erst 1909 wurde J. durch Pius X. selig und am 16.5. 1920 durch Benedikt XV. heilig gesprochen.

Die Jungfrau von Orléans war, wenngleich zu einem viel zu frühen Tod verdammt, angefüllt mit einem unbedingten Glauben an Gott und dem Bewusstsein der Göttlichkeit ihrer Sendung, ihr Leben war selbstlos und heroisch. Ihr Wesen erwies sich als großherzig und schlagfertig. J. gilt als eine der berühmtesten Frauen der französischen Geschichte; ihr Leben lieferte vielfach Inspiration und Material für Schriftsteller und Maler. Hauptquelle für die Geschichte der J. sind die Protokolle der Verurteilung und des Rehabilitationsprozesses.
Aufgrund der starken Verflechtung von Tatsachen und Legenden, die sich um ihre Person ranken, ist es nur sehr schwer möglich, ein historisch exaktes Bild vom Leben und Wirken J.s zu erhalten.

Katrin S. (D - 13 Jahre)

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