Der Schuh - unser ständiger Begleiter

von Jennifer M. G. Stock

Wo man auch hinschaut - überall Schuhe! Badeschuhe, Hausschuhe, Turnschuhe... Grund genug für mich (und für euch) den Weg eines Schuhs zu verfolgen... Beginnen wir doch einfach bei der Entstehung eines Schuhes. Sicher, heute wird das alles mit Maschinen gemacht, aber gehen wir doch einmal zurück ins Mittelalter...

DES SCHUHMACHERS HANDWERK...

Das Handwerk des Schuhmachers ist sehr alt-genau wie die Geschichte des Schuhs schon sehr alt ist, denn ohne Schuhmacher kein Schuh! Um Schuhmacher zu werden musste man sich erst einmal durch eine 7-jährige Lehre kämpfen und diese mit einem Meisterstück beenden! Was sich jedoch oft durchaus lohnte, denn Schuhmacher wurden oft sehr reich... Der Arbeitsplatz war auf einen nicht sehr großen Tisch mit einigen Haken für Hammer, Zangen und Messer begrenzt. Und ich kann mir vorstellen, dass das nicht allzu viel Platz war, wenn darauf auch noch große Behälter mit Nägel etc. standen und das Schusterzubehör und das Garn lag (und in dunklen Abendstunden natürlich auch eine Kerze)... Ob es damals wohl schon Massenanfertigungen gab? Nun, bis zu 60 Gesellen stellte man durchaus ein und man kann sich ja vorstellen, wie viele Schuhe es dann doch gab... Aber die eigentliche Massenanfertigung setzte erst im Industriezeitalter des 19. Jahrhunderts ein und aus dem vielgelobten Handwerk des Schuhmachers wurde die Schuhindustrie! Und mit der Menge der Schuhe, sank dann auch der Preis... Jedoch (oder: zum Glück?) haben sich einige wenige Maßschuhmacher erhalten, bei denen die Herstellung noch genauso abläuft, wie vor ca. 200 Jahren!

DER SCHUH IM WANDEL DER ZEITEN

Gehen wir weiter zurück, am Mittelalter vorbei, immer weiter und weiter... STOPP! Wir sind jetzt im Jahre 12000 v. Chr. angekommen, hier beginnt die Geschichte des Schuhs. Natürlich wissen wir nicht allzu viel über die Schuhe damals aber, wenn man den Felsmalereien aus dieser Zeit Glauben schenken will, trugen die Menschen damals Stiefel aus Tierhaut und Fell. Schuhfunde aus Ägypten belegen den Gebrauch von Sandalen ab 3000 v. Chr. 
Damit dürfen alle Sandalenfreaks die Ägypter zu den Erfindern ihrer Lieblingsschuhe küren! Hip hip Hurra!

Diese Schuhformen blieben über Jahrhunderte unverändert (hing denen die ewige Sandale nicht mal zum Hals raus? ächz!) aber ab dem 4. Jahrhundert versprachen die Mittelmeerländer Rettung: Aus dem Orient kam schließlich DER Stiefel, der aber leider leider nur von Männern getragen wurde. Ansonsten waren Frauen- und Männerschuhe aber so ziemlich gleich.

Dann hat's mal wieder Jahre gedauert, bis unsre lieben Reittiere - die Pferde - die Schuhmode retteten: Im 12. und 13. Jahrhundert gab es nämlich bei Reitstiefeln zum ersten Mal Absätze! Der plötzliche Sinneswandel entsprang allerdings mehr aus praktischen Gründen: Die "hohen Hacken" sollten verhindern, dass der Stiefel aus dem Steigbügel rutscht. Dann nahm jedoch "das Unglück seinen Lauf": 13. Jahrhundert, das hieß Kleiderordnung (zur Aufrechterhaltung der Privilegien des Adels) und im 14. Jahrhundert war Schönheit dann ein wesentlicher Bestandteil des neuen Denkens. Was sich in Form von Verzierungen auf die Fußbekleidung auswirkte. Im 15. Jh. dann endlich modische Vielfalt: Die Schuhe der Vornehmen waren aus weichem Leder, Samt und Seide. Da diese schönen Schuhe jedoch auf staubigem Boden sehr schnell schmutzig wurden, wurden höhere Schuhformen (nein, keine Plateauschuhe, sondern Trippen) getragen. Das Volk blieb auf seinem groben Schuhwerk sitzen und konnte somit "auf dem Teppich bleiben".

Dieses und das 16. Jh. brachte dann jedoch auch Modeabsurditäten auf. So wurde dann in Italien der (seeeehhhhhr hohe) Plateauschuh (damals die Chopine) geboren, der später dann auch nach Frankreich kam und ausschließlich von Frauen (oft Kurtisanen) getragen wurde.

Bis zum 17. Jh. hatten Männlein und Weiblein dann so ziemlich das Gleiche am Fuße - bis der Stiefel zur glanzvollen Bekleidung der Männer mutierte und Frau sich lieber mit verziertem, die Bewegungsfreiheit einschränkendem Schuhwerk schmückte. In diesem Jh. wurde dann auch der Absatz in seiner heutigen Form geboren - man UND "frau" freute sich daran, dass der Absatz größer machte und den Oberkörper betonte und war deshalb erst mal gleichermaßen bei Frauen wie auch bei Männern beliebt (man denke nur an schicke Schuhe mit dicker Schnalle und hohem Absatz...)!

Im 18. Jh. fand dann die Schuhverzierung ihre höchste Steigerung! Der Schuh war nun mehr eine Ergänzung zum Kleid und perfekt darauf abgestimmt -häufig verwendet wurden Golddraht und Perlen...

Wir befinden uns nun schon im Jahre 1750-die Zeit der franz. Revolution. Der Adel verlor seine Vormachtstellung und die Mode wurde - bedingt durch die Zeit der Aufklärung - schlichter und natürlicher. Sie war der Ausdruck des Wandels in der Auffassung der Gesellschaft und der Natur des Menschen!

1830 dann setzte, wie schon gesagt, die Massenanfertigung von Schuhen ein. Die industrielle Revolution brachte einige neue technische Erfindungen mit sich - darunter auch neue Nähmaschinen für die Schuhindustrie! Und obwohl das Schuhmacherhandwerk natürlich weiterhin wichtig war, ermöglichte die industrielle Herstellung gaaanz andere Schuhpreise. Aber es zieht sich natürlich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Schuhes: Sobald es den Menschen schlecht geht, geht auch die Qualität ihrer Schuhe zurück!

Willkommen im Jahre 1850. Die fortschreitende Industrialisierung , die aus England kam, veränderte natürlich die Gesellschaft - und die Mode! Glücklicherweise hatte sich die Aufteilung in Adel und Volk gelöst, doch zum ersten Mal in der Geschichte des Schuhes bildete sich eine deutliche Trennung der Geschlechter heraus! Mann ging arbeiten und war voll und ganz praktisch gekleidet. Frau hütete das Haus und hatte natürlich die Aufgabe, hübsch auszusehen! Kurz: Die Mode einer Frau war unpraktisch und weiblich - was sich auf die Schuhe in ziemlich phantasievoller und ausgefallener Form auswirkte - was sie bis zum heutigen Tage blieb! Zur Folge hatte das dann allerdings weniger schöne Sachen:

Abdrücke von verkrüppelten, chinesischen Frauenfüßen zeugen von der asiatischen Vorstellung eines Fußes: Lange Zeit galt (und gilt zum Teil auch heute noch) der Frauenfuß in Asien als Schönheitsideal. Die Fußlänge einer Frau wurde durch qualvolle Einschnürung auf eine Länge von durchschnittlich 13 cm (!) verkürzt!

Ich heiße euch nun willkommen im Jahre 1900. Die Form des Schuhes wird einschneidend verbessert. Erst ab diesem Zeitpunkt unterschied man zwischen "rechtem Schuh" und "linkem Schuh" (und vorher gab's keine Entenfüße...)!!!!

Nie zeigt sich die europäische Schuhmode von fernen Ländern beeinflusst! Hier kam die Konfektionsware auf, während die Schuhformen anderer Länder oft mit der auf die Zeremonie oder die Standessymbolik bezogene Funktion verknüpft bleiben. Die Damenschuhmode Anfang des 20. Jh. ist reich an verschiedenen Formen und Materialien. Total "IN": Knöpfstiefeletten. Parallel dazu kommt 1905 eine Reformbewegung auf, die gegen "Korsett und enge Schuhe" demonstrierte. Doch trotz allem blieb der modische Aspekt bei Schuhen immer sehr wichtig.

Das Angebot an Formen und Materialien war groß und selbst Absätze wurden verziert mit Stickereien, Schleifen, Perlen und was den Leuten noch so einfiel... Doch selbstverständlich tauchten auch Schuhformen von schlichter Eleganz auf, zeitlos eben!

1910! Ab jetzt führte die Formentwicklung des Damenschuhs zu zierlichen und verspielten Schuhformen... Viel Rüschen und viel Stickerei zierten die "Fußbedeckung".

1920 hatte man dann die Einschlüpfhilfen für die schmal geschnittenen Stiefeletten entdeckt, mit denen Frau auch mal außerhalb des Hauses die Schuhe ausziehen konnte...

Als dann in den zwanziger Jahren die Röcke kürzer und die Beine sichtbarer wurden, standen Bein, Fuß und Schuh im Rampenlicht - und mussten dementsprechend verziert werden! Der "Renner" waren Schuhe aus feingewebten Stoffen, Gold- und Silberleder, bestickt mit Metallfäden, Strass und bunten Perlen... Die Schuhform: zierlich und verspielt - oft mit zarten Riemchen. Zu Ende dieses Zeitabschnitts traf man dann auch Lederstiefel und 1925: Der orientalische Schnabelschuh! Ich habe mir diesen Schuh angeguckt und dachte nur: DAS erinnert schwer an Aladdin! Meiner Meinung nach ein modischer Fehltritt dieser Zeit... Jedoch zeigt dieser Schuh die Unabhängigkeit der Schuhformen anderer Kulturen von der europäischen Entwicklung. Also: DER Renner in Indien!

1930 und die Werbung klopft an die Tür: In speziellen Journalen mit Modebildern versuchte man Bedürfnisse zu wecken. Denn modisch war der, der zu jeder Gelegenheit die passenden Schuhe trug. Der klassische Pump war einer der allerwichtigsten Damenschuhe zu dieser Zeit und neue Formen zeigten sich beim Schuh mit Plateausohle und Keilabsatz-kurz vorm Krieg...

1940 - Armut! Die meisten konnten sich kein teures Schuhwerk leisten und so wurde der Schuh mehr zu etwas, um den Fuß zu schützen und wurde solange wie möglich getragen bzw. oft nur notdürftig repariert!

1950 - die Wiederentdeckung des Turnschuhs. Bald wurden die Schuhdesigner von den Modedesignern beeinflusst. Doch bei all diesen Veränderungen war der Herrenschuh nie so stark betroffen, wie der Damenschuh... So konzentrierte man sich beim Herrenschuh jetzt auf Spitze und Absatz.  

1960 - und der Pump bleibt! Ob mit Leder, Schlangenleder oder glänzenden Stoffen - der Pump kommt niemals aus der Mode!  

1970 - für alle Plateaufreaks: Der Plateauschuh fand in den Siebzigern zu seiner extremsten Form. Aus jedem erdenklichen Material wurden Schuhe gefertigt und überzogen. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt!!! Mit Aufkommen der Discowelle waren es allerdings mehr denn je glitzernde Materialien...

Und auch bei Männerschuhen machte dieses auffällige Design nicht halt...

1980 - und gaaaaanz viel verschiedenes: kühles, schlichtes Design, wilder Punk, poppig Buntes und auch für Ökofreaks war was dabei: Natürlichkeit!  

1990 - zwei Trends zählen: Der Gesundheitsschuh (Birkenstock (natürlich stellvertretend für alle Gesundheitsschuhe) feiert seinen Durchbruch-Hurra!) und der Turnschuh (auch getragen zu Kleidern und Röcken und mehr im Sinne von "Freizeitschuh"). Die Birkenstocksandale hielt sogar Einzug bei den Modenschauen in Paris und Mailand (!).

Schaut mal in euren Schuhschrank!

Jennifer Stock (D - 12 Jahre)
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