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Für alle, die gern und gern unkompliziert kochen.
(C. Otto)

 

Tagebuch und Erlebnisbericht

- Auf den Spuren von Henning Mankell in Schweden -


5. Mai 2005 Tag der Anreise von Berlin nach Ystad

Es ist der 05. Mai, für mich ein lang herbeigesehnter Tag. Denn heute startet die Reise von Berlin nach Ystad, ein kleines Projekt für meine Semesterarbeit. Es bietet sich zeitlich sehr gut an, da ein verlängertes Wochenende bevorsteht und ich somit auch keine Schule verpasse.

Um 05.15 Uhr bin ich aufgestanden. Da ich den Tag zuvor allerdings erst um 00.30 Uhr ins Bett gekommen bin, hat es sich eigentlich gar nicht gelohnt, schlafen zu gehen. Bereits um 04.00 Uhr war ich wieder hellwach. Vor lauter Aufregung, Spannung und Vorfreude, aber auch aus organisatorischen Gründen ist es mir nicht gelungen eher ins Bett zu gehen.

Um 06.20 Uhr fahren meine Mutter, meine Schwester Kerstin ( aus der Klasse 11 H ) und ich los in Richtung ZOB - Funkturm. Ich habe richtig gute Laune, obwohl ich ziemlich müde bin. Zudem bin ich aufgeregt, nervös, ein wenig überdreht und voller Erwartungen und Vorfreude auf das, was ich in den folgenden Tagen erleben werde. Glücklicherweise muss ich nicht allein reisen. Ursprünglich hätte mein Freund Tobias mich begleiten sollen. Doch da er keine Zeit hatte, hat sich meine beste Freundin Kathi bereiterklärt, mit mir nach Schweden zu fahren. Als wir am Funkturm ankommen, sind Kathi und ihre Mutter schon da. Zur Verabschiedung konnte mein Freund aber kommen. Auch der Bus stand schon bereit. Der Himmel ist bewölkt und es beginnt zu nieseln. Wir beginnen uns von unseren Chauffeusen" zu verabschieden. Das Gepäck wird eingeladen und so langsam wird es ernst. Als Kathi und ich unsere Plätze im Bus einnehmen, fällt zunächst all unsere Aufmerksamkeit auf einen angebissenen, unappetitlich aussehenden halb verfaulten Apfel, der sich in dem Netz vor Kathis vorderem Sitzplatz befindet. Schon beginnen einige lustige Spekulationen... J

Pünktlich um 07.30 Uhr fahren wir los. Kathi und ich sind guter Dinge, unterhalten uns und lachen viel. Entgegengesetzt zudem, was ich von Busfahrten her kenne, hält der Busfahrer keine Ansprache. Er begrüßt seine Fahrgäste nicht, weist sie nicht daraufhin, was sie während der Fahrt beachten müssen ( zum Beispiel, dass man sich neuerdings anschnallen muss ) und wie alles vonstatten gehen wird. Jetzt, wo wir im Bus sitzen, ist meine Aufregung am stärksten. Immerhin fahre ich zum ersten mal auf eigene Faust ins Ausland, zu einem Ort, an dem ich noch nie zuvor gewesen bin. Was wahrscheinlich der Hauptgrund für die Aufregung ist, ist, dass ich nicht möchte, dass etwas schief geht.

Nur leider ließen sich vor der Reise einige Dinge nicht mehr klären : zum einen konnte mir niemand sagen, wie viel ein Zugticket von Malmö nach Ystad kostet. Ich bin in der Zeit, in der ich die Reise geplant und organisiert habe mehrmals im Skandinavischen Reisebüro gewesen. Traurige Tatsache ist, dass noch nicht einmal dieses Reisebüro, welches sich doch nun schon auf Skandinavien ( wo Schweden ja nun einmal dazu gehört ) spezialisiert hat, mir keine Preisauskunft geben konnte. Ich finde das sehr beunruhigend, weil ich mir Gedanken mache, ob ich auch genügend Geld dabei habe. Am 03. Mai war mein letzter Versuch, den Preis der schwedischen Züge herauszufinden. Dazu habe ich im schwedischen Konsulat in Berlin angerufen. Eine Frau sagte mir nur, dass sie glaubt, dass es nicht sonderlich teuer sein könnte. Andererseits meinte sie auch, dass sie sich gar nicht vorstellen kann, dass es eine Zugverbindung von Malmö nach Ystad geben sollte, da die Distanz wohl sehr gering sei. Damit ich es aber ganz genau wüsste, gab sie mir die Telefonnummer von der Stadt Malmö, die mir bestimmt eine Auskunft geben könnten. In der Hoffnung, nun endlich eine eindeutige Antwort zu erhalten, rief ich also in Malmö an. Ich brachte auf Englisch mein Anliegen vor. Als ich fertig war, sagte die Dame an dem anderen Ende der Leitung erst etwas auf schwedisch, dann auf englisch: " You ´ve called the hospital of Malmö. " Oh, war mir das peinlich ! Ich erwiderte daraufhin, dass mir eine Frau vom schwedischen Konsulat in Berlin diese Nummer gegeben hätte. Eigentlich hätte ich mir diese Antwort sparen können, da sie sinnlos war. Denn was sollte die Frau im Krankenhaus daran ändern können. Somit hatte ich den Preis der Züge wieder einmal nicht herausbekommen. Was ist nun also, wenn das Geld nicht reicht, um ein Ticket für den Zug zu kaufen ? Ich weiß nur, dass Schweden ein teures Land ist. Welche Möglichkeiten stehen uns dann offen ? Eines ist klar, zurück nach Deutschland auf keinen Fall ! Denn die Realisierung dieses Vorhabens war viel zu intensiv, die Vorbereitung viel zu aufwendig und die Leute, die man überzeugt hat oder auch nicht, waren schon genug genervt. Per Anhalter bis Ystad ? Auf gar keinen Fall ! Etwas, was ich in Deutschland schon nicht machen würde, werde ich gewiss nicht im Ausland machen. Da ich schon so weit gekommen bin, würde ich auch von Malmö bis Ystad zur Not laufen. Die Zugfahrt soll schließlich nur 48 Minuten dauern, dann kann man das zu Fuß bestimmt auch ganz gut schaffen. Inwieweit Kathi da jedoch mitmacht, ist fraglich...

Mein nächstes Problem besteht darin, dass ich bis zum Tag der Abreise keine Antwort von der Jugendherberge erhalten habe. Nachdem sie mir die Bestätigung für das Zimmer geschickt haben, musste ich mit Schrecken feststellen, dass die Rezeption nur in der Zeit von 17 18 Uhr geöffnet ist. Jedoch erreichen wir Ystad erst kurz nach 18.00 Uhr. Dann ist da noch die Frage, ob wir die Jugendherberge sofort finden. Als ich das gesehen habe, dass wir das zeitlich gar nicht schaffen können, habe ich noch am gleichen Tag zurück geschrieben. In meinem zweiten Brief an die Jugendherberge hatte ich mich für die Bestätigung bedankt und mitgeteilt, dass wir erst später da sein werden und nachgefragt, wie dieses Problem nun zu lösen ist. Leider kam keine Antwort. Was mache ich also, wenn wir heute Abend in Ystad ankommen und niemand mehr da ist, der uns reinlässt und uns den Schlüssel zu unserem bestellten Zimmer gibt ? Was macht man dann ? Diese Vorstellung behagt mir nicht so sehr.

Während ich so in meine Gedanken versunken bin, ist Kathi mittlerweile eingeschlafen. Fieberhaft denke ich darüber nach, welche stichfesten Argumente es gibt, die ich morgen bei der Polizei in Ystad vorbringen könnte, damit sie mir meine vorbereiteten Fragen beantworten. Reicht es aus zu sagen, dass ich aus Deutschland komme und den weiten Weg gemacht habe, um einige Recherchen für meine Semesterarbeit anzustellen ? Reicht es aus, wenn ich sage, dass ich so fasziniert von den Mankell - Kriminalromanen bin, dass ich unbedingt mehr darüber wissen möchte ? Werden sich die Polizisten gestört fühlen, wenn ich dort ankomme, Fragen stelle und sie bitte, mir die Erlaubnis zu erteilen, Fotos zu machen ? Ich weiß es nicht. Ein Versuch ist es aber alle mal wert. Fragen kostet schließlich nichts. Sollte die Antwort negativ ausfallen, werde ich es wohl akzeptieren müssen. Doch soweit möchte ich noch gar nicht denken. Insgeheim hoffe ich sehr stark, dass es zu meinen Gunsten läuft und ich mit Ergebnissen wieder nach Hause fahren kann.

Es ist jetzt 09.15 Uhr und der Busfahrer hat immer noch kein einziges Wort zu uns gesprochen. So langsam bezweifle ich, ob wir überhaupt einen Busfahrer haben.

Der Bus zieht vorbei an vielen grünen und gelben Feldern und an Tannen. Noch immer ist es draußen bedeckt, diesig und es nieselt. Zwar hoffe ich sehr, dass sich das Wetter bessert. Nur andererseits hat es auch einen Vorteil : wenn es anfängt zu regnen, kann ich wenigstens sehen, ob es stimmt, dass der Matsch in Ystad immer sofort an den Schuhen klumpt und nur noch schwer abgeht. So hat doch alles seine guten Seiten.

Um 09.45 Uhr erreichen wir das Dierkower Kreuz in Rostock. Die ersten Leute steigen aus. Für sie ist die Reise bereits hier zu Ende. Kathi und ich haben an dieser Haltestelle gemeint, unseren Kapitän " entdeckt zu haben : auf der anderen Straßenseite an einer Tramhaltestelle steht ein älterer Mann im Matrosenanzug mit einem Seesack über der Schulter und raucht eine Zigarette. Die Situation ist so amüsant, dass ich es mir nicht nehmen lassen kann und meinen Fotoapparat erneut auf seine Funktionstätigkeit auszutesten. Deshalb mache ich unbemerkt schnell ein Foto von ihm aus dem Bus heraus.

Um 10.15 Uhr setzt sich der Bus wieder in Bewegung. Noch immer hat der Busfahrer kein Wort gesagt. Es geht weiter Richtung Rostock Scandlines Terminal. Dort warten wir sehr lang und betrachten durch die großen Fensterscheiben das triste Wetter. Nun richtet der Fahrer das Wort an uns. Zu unserer Verwirrung berichtet er, dass das Schiff nur eine Stunde und fünfundvierzig Minuten bis Gedser fährt. Ich hatte angenommen, dass wir acht Stunden über die Ostsee fahren, so wie ich es in Erinnerung hatte. Die Tatsache, dass das Schiff nur eine Stunde und fünfundvierzig Minuten fahren soll, löst ein klein wenig Enttäuschung in mir aus. Was ich nur jetzt nicht so ganz begreife ist, dass der Bus, nachdem er in Gedser an Land fährt, uns nur bis Kopenhagen bringt. Und wie geht es dann weiter ? Kathi und ich blicken uns verwirrt an. Sie hat es genauso wenig verstanden wie ich. Nachdem der Bus auf dem Schiff in der Garage seine Türen geöffnet hat, gehe ich zum Busfahrer hin. Was er angesagt hatte, ging mir eindeutig zu schnell. Ich frage ihn höflich, ob er mir den weiteren Ablauf der Reise noch mal erklären könnte. Mein Ziel ist Malmö. Er bemüht sich mir noch einmal zu erklären, was nach dem Schiff alles kommt. Doch da die Motorengeräusche und anderen ankommenden Fahrzeuge so laut sind, übertönen sie das Gesagte und ich verstehe genauso viel wie vorher. Auch wenn ich nun immer noch nicht viel schlauer bin als zuvor, bedanke ich mich bei ihm und blicke mich suchend nach Kathi um.

Da sich während der Fahrt niemand auf den Parkdecks befinden darf, erkunden Kathi und ich zunächst einmal das Schiff. Mit Scandlines bin ich noch nie zuvor gefahren. Unser erster Weg führt uns nach draußen. Unter großen Schwierigkeiten lässt sich die Tür öffnen. Der Sturm ist so gewaltig ( und ich anscheinend zu schwach ), dass es nur mit vereinten Kräften funktioniert, den Weg nach draußen fortzusetzen. Sogleich mache ich ein paar Fotos vom Meer und wie wir den Hafen von Rostock verlassen. Dabei muss ich den Fotoapparat sehr gut festhalten. Beinahe wäre er mir ins Wasser gefallen. Kathi wartet in der Zeit und passt auf meine Sachen auf.

Als ich mich zu ihr umdrehe, fragt mich ein Japaner auf Englisch, ob er ein Foto von ihr und mir machen soll. Ich bin etwas verdutzt, weil ich gar nicht damit gerechnet habe. Gerne nehme ich jedoch sein Angebot an, erkläre ihm, wo er drücken muss. Nachdem er ein Foto gemacht hat, bedanken wir uns bei ihm. Das war wirklich sehr freundlich.

Da es draußen nicht nur sehr stürmisch, sondern auch sehr kalt ist, entschließen wir uns den Rest der Fahrt drinnen zu verbringen. Wieder einmal sind wir bemüht, die Tür zu öffnen. Wie peinlich ! Das Schiff schaukelt nur ein wenig. So langsam wird es schwierig zu gehen. Doch das macht mir nichts aus, ich bin restlos begeistert und genieße die Fahrt. Um 12.30 Uhr wollen Kathi und ich uns zu dem Garagendeck begeben, wo unser Bus steht. Das Einsteigen soll nämlich rasch vonstatten gehen, weshalb man einige Minuten eher da sein sollte. Da wir noch niemanden entdecken, warten wir noch ein Weilchen. Plötzlich geht jene Tür zu, welche die Garage von der Treppe trennt. Erschrocken laufen wir schnell die Treppe wieder nach oben zum Zwischendeck. Wir befürchten in dem Moment, dass wir an einen Schalter oder einen Knopf gekommen sind, der einen Schließmechanismus ausgelöst hat. Als wir das Zwischendeck erreichen, steht an der Treppe ein älterer Herr. Mit mahnend erhobenem Zeigefinger sagt er zu uns Na, na, na ! Während der Fahrt darf sich niemand bei den Bussen und Autos in der Garage aufhalten! " Kathi und ich ärgern uns darüber. Denn es kommt uns so vor, als wäre dies wegen unseres Alters in dieser Art und Weise gesagt worden. Hätte er es zu älteren Leuten auch so gesagt ? So nach dem Motto die unwissende Jugend... die Jugend von heute..." Kurze Zeit später jedoch geht dieser Mann selber runter zu den Bussen. Genau wie wir zuvor, muss nun auch er einsehen, dass man noch nicht in den Bus kann, da die Tür noch immer verschlossen ist. Also kommt auch er wieder die Treppe hoch. Wir sehen ihn, da wir genau an dieser Treppe stehen und warten. Als er wieder hochkommt grinsen wir ihn bis über beide Ohren an. Ihm entgeht es natürlich nicht. Da er nicht einfach wortlos an uns vorüber gehen möchte, sagt er noch ( mit einem hochroten Kopf ) Ich habe nur mal nachgesehen, ob der Bus noch da steht. Der Bus ist noch da." Jetzt brechen Kathi und ich in Lachen aus...

Um 13.00 Uhr erreichen wir Gedser / Dänemark. Aus meinem Rucksack krame ich mir nun meinen Deutschhefter heraus. Da ja in der nächsten Woche eine Klausur ansteht, habe ich ihn mit auf die Reise genommen. Die nächsten Stunden werde ich mich wohl damit auseinandersetzen müssen, wie eine politische Rede aufgebaut ist, welche rhetorischen Mittel und Figuren es gibt und was es mit der antiken Gerichtsrede auf sich hat. Wobei es sehr schwer ist, sich nun auf solch eine Sache zu konzentrieren, denn draußen gibt es viel interessantes zu sehen.

Um 14.50 Uhr kommen wir in Kopenhagen an. Plötzlich steigen sehr viele aus. Kathi und ich sind etwas unbeholfen. Wir wissen nicht, was nun ist, ob wir auch aussteigen müssen und wenn ja, was dann weiter passieren wird. Da wir es nicht so genau wissen, bleiben wir erst einmal auf unseren Plätzen sitzen. Mit uns sitzen auch noch drei bis fünf andere Leute verteilt im Bus, die diese Tour anscheinend auch das erste mal fahren. Eine Frau, die wohl schon öfters in diese Richtung unterwegs gewesen ist, sagt den anderen, dass hier immer alle aussteigen müssen. Angeblich würde ein anderer Bus weiterfahren. Nun steigen auch wir aus und räumen unser Gepäck aus dem Kofferraum des Reisebusses heraus. Wo hält denn nun aber der Bus, der hier einsetzen soll und uns bis nach Malmö bringt ? Bevor wir einen Fehler begehen und uns an die falsche Stelle stellen, gehe ich zu unserem Busfahrer und befrage ihn danach. Er zeigt auf die Mauer, die man DGI-Gebäude nennt. Dort warten schon viele andere Leute. Einige erkenne ich aus dem Bus wieder, andere scheinen nun erst zuzusteigen. Um 15.10 Uhr kommt ein weißer Bus mit roter Aufschrift die Straße entlang gefahren : Säfflebussen. Mit diesem Bus werden wir unsere Fahrt Richtung Malmö fortsetzen. Wieder einmal müssen Kathi und ich uns doch sehr wundern. Denn der Busfahrer von Säfflebussen, ein älterer schmächtiger Mann, ergreift erst einmal die Flucht. Einige Minuten später sehen wir, wie er zurück zum Bus kommt und dabei ist, den Kofferraum zu öffnen. Da ein anderer Fahrgast dies nicht bemerkt hat und ihm im Weg steht, weigert sich der Mann den nächsten Kofferraum für uns zu öffnen. Nun muss jeder selber sein Gepäck verstauen, während der Busfahrer mal wieder fortgeht, nun allerdings zum Bus. Als ich in den Bus einsteige, bleibe ich mit meinem Rucksack an jeder Armlehne hängen, was mich irgendwie aufregt. Um 15.15 Uhr fährt der Bus von Kopenhagen nach Kastrup zum Flughafen. Fahrgäste steigen aus, andere dafür ein. Um 15.30 Uhr geht es auch von hier wieder weiter. Der nächste Halt heißt Malmö. Kurz nach 16.00 Uhr erreichen wir Schweden. Der Busfahrer, der Kathi und mir schon etwas suspekt erschien, findet in Malmö die richtige Haltestelle nicht. Deshalb fährt er dreimal im Kreis, was uns weniger zusagt. Schließlich fahren die Züge nicht alle 10 Minuten nach Ystad, sondern nur einmal in der Stunde, wenn man den Zeitangaben aus dem Internet Glauben schenken darf. In Malmö angekommen müssen wir uns erst einmal zurecht finden. Da die Frau aus dem schwedischen Konsulat gemeint hatte, dass es wahrscheinlicher ist, dass es eine Busverbindung nach Ystad gibt als eine Zugverbindung, gehe ich zu einem Schalter in einen Laden in dem man Bustickets kaufen kann und frage, ob es einen Bus gibt, der nach Ystad fährt. Die Antwort überrascht mich. Nein, es gibt keinen Bus. Die Frau vom Schalter schickt uns zum Bahnhof. Wir sollen doch mit dem Zug dort hin fahren. Auf die Frage, wie teuer ein Ticket wohl sein mag, antwortet sie, sie wisse es nicht. Sehr merkwürdig !

Auch am Bahnhof steuern wir geradewegs den Schalter an. Wieder erkundige ich mich nach dem Preis der Tickets. Die Frau vom Schalter verweist mich an den schönen Automaten in der Eingangshalle. Sie meint, ich solle mir da mein Ticket holen. Gerade das wollten wir doch aber vermeiden. Es kann nichts schlimmeres geben, als ganz viele Auswahlmöglichkeiten in fremder Sprache zu haben. Da uns nichts anderes übrig bleibt, probieren wir es einfach aus. Zwar spreche ich kein Wort schwedisch und Kathi noch weniger ( sie wäre eher die Expertin, was Griechenland betrifft, da sie dort geboren ist), aber wir reimen uns den Inhalt so zusammen. Nach einigen Minuten haben wir für 72 SEK jeder ein Ticket nach Ystad. Jetzt gilt es nur noch das richtige Gleis zu finden. Wir sind uns nicht ganz sicher. Deshalb frage ich einen Mann auf englisch, ob hier der Zug Richtung Ystad abfährt. Zu unserer großen Freude bejaht er es. Es dauerte auch nicht lange, da kommt der Zug bereits an. Wir nehmen einen vierer Platz aufgrund des Gepäcks ein und lehnen uns in den äußerst bequemen Sitzen zurück. Das Wetter ist mittlerweile richtig gut. Die Sonne scheint und es ist warm geworden. Nach achtundvierzig Minuten Fahrt erreichen wir um kurz nach 18.00 Uhr den Bahnhof von Ystad. Hurra, nun sind wir fast am Ziel. Der erste Weg führt uns zum Turistbüro. Bevor wir lange nach der Jugendherberge suchen, wollen wir uns lieber gleich nach dem richtigen Weg erkundigen. Einem Anschlag draußen an der Tür entnehmen wir, dass das Turistbüro aufgrund der Feiertage immer nur von 9.00-14.00 Uhr geöffnet hat. Das wirft uns aber so schnell noch nicht aus der Bahn. Kurzerhand entschließen wir uns einfach den nächsten, der uns entgegenkommt, zu fragen, ob er weiß, wo sich die Jugendherberge Kantarellen befindet. Kathi überlässt es mir, mich auf englisch zu verständigen, als gerade schon jemand ankommt. Ein älterer Schwede kommt vorbei. Sogleich gehe ich ihm entgegen und sage zu ihm :

"Excuse me please, can you tell us where we find the youth hostel KANTARELLEN?"

Zu meiner Verwunderung kann er sofort etwas damit anfangen…

" Yes, sure! Do you have a map? Then I can show you."

" No, unfortunately not."

Das scheint ihn nicht daran zu hindern uns behilflich zu sein. Am Turistbüro hängt nämlich auch eine Karte.

"Okay, no problem. Come with me, there ´s a map. Okay, look, the youth hostel is the number 18 on this map. You have to go straight to the railway. Then go to the beach. The youth hostel is a bit further out of Ystad. There is no sign that it is there. If you go straight along the beach, after a while you will find Kantarellen."

Kantarellen befindet sich also ca. 2 Km außerhalb von Ystad. Keine Ausschilderung...

Mit den Worten " Thank you for your help. We wish you a wonderful evening" verabschieden wir uns von dem freundlichen Schweden. Kathi und ich suchen also nun nach dem Strand. Denn wenn wir uns an die Beschreibung von ihm halten, müssten wir immer nur den Strand entlang laufen und wären dann irgendwann am Ziel. Doch finden wir den Strand nicht. Wie kommen wir da jetzt hin ? Über die Tatsache, dass wir zu dumm zu sein scheinen einen Strand zu finden, haben wir uns köstlich amüsiert ! Das war auch zu lustig ! Nach einer halben Stunden laufen wir nun aber immer noch und suchen danach. Kathi reisst so langsam der berühmte Geduldsfaden". Wir kommen in die Nähe eines Kongress- Centers, dem Saltsjöbad". Um nicht noch länger umher zu irren, gehen wir hinein und fragen die Frau hinter dem Thresen, ob sie uns weiterhelfen kann. Sie überlegt etwas und meint dann "Go back on the big road. You have to go always straight. Kantarellen have to be a blue house, I think. There ´s no bus. Good luck." Okay, nun befinden wir uns also auf der großen breiten Straße. Der Rucksack schnürt immer fester in die Schulter ein und die Müdigkeit wird immer größer. Wie lange wir noch suchen müssen ist ungewiss. Gewiss ist nur, dass es nicht mehr so lange sein sollte. Um 19.10 Uhr erreichen wir endlich das blaue Haus, in dem wir die nächsten Tage wohnen werden. Tatsächlich haben wir Kantarellen noch gefunden. Erleichterung und Freude !!! Endlich haben wir unser Ziel erreicht. Müde, kaputt und des Tragens nicht mehr Willens. Doch als wir die Tür zur Rezeption öffnen wollen, erleben wir eine böse Überraschung : Sie ist abgeschlossen ! Zunächst denken wir, sie ist vielleicht nur verklemmt.

Das kann doch nicht wahr sein. Sie ist tatsächlich abgeschlossen. Was sollen wir bloß machen? Was, wenn jetzt niemand kommt ? Dann wird es wohl eine sehr kühle Nacht draußen im Wald. Als erstes laufen wir ein bisschen auf dem Gelände umher, gucken durch alle Fenster, in der Hoffnung, jemanden zu entdecken, der uns helfen kann. An der Tür von der Rezeption steht ein Schild mit einer Telefonnummer drauf. Glücklicherweise hat Kathi genügend Guthaben auf ihrem Handy. Sie ruft die Nummer an und der Mann an dem anderen Ende der Leitung sagt, dass er in 15 Minuten da sein wird. Ein Glück, die 15 Minuten schaffen wir auch noch. In der Zeit, in der wir warten, tippen wir eifrig auf unseren Handys herum und geben unseren Familien Bescheid, dass wir nun schon mal in Schweden sind und noch warten, dass wir in unser Zimmer kommen. Als der Herbergsvater" 15 Minuten später kommt, sind wir erleichtert. Er fragt uns, wie das hatte kommen können, dass wir später gekommen sind. Wir erklären ihm, dass unser Bus in Berlin um 7.30 Uhr losgefahren ist und es nicht eher ging. Von Berlin bis Ystad dauert es halt ein wenig. So leid es uns auch tut, aber wir können ja nichts an den Fahrzeiten ändern. Schließlich müssen wir uns nach dem Bus richten. Merkwürdigerweise versteht er es nicht. Die ganze Zeit beharrt er darauf, dass wir hätten anrufen sollen. Das wiederum verstehe ich nicht. Erneut versuche ich ihm zu erklären, dass ich, als ich die Bestätigung des Zimmers erhielt, ihm sofort einen Brief geschrieben habe, in dem ich ihm mitteilte, dass wir später kommen. Er reagiert darauf gar nicht, wiederholt immer nur, wir hätten anrufen sollen und dass wir Glück haben, dass unser Zimmer noch da ist. Hätten wir Pech gehabt, wäre es weg gewesen. Das begreife ich auch nicht. Wie kann es sein, dass, wenn ich ein Zimmer bestelle, es sein kann, dass es weg ist, wenn ich ankomme ? Ich frage ihn das, woraufhin er nur sagt, das sei nun einmal so. Da wir merken, dass es nichts bringt zu diskutieren, beenden wir das auch und schreiben uns mit Namen und Adressen ins Gästebuch ein. Jeder von uns muss 420 Kronen bezahlen, mehr als die Person, die mir per E-mail den Preis geschrieben hat. Da hieß es nämlich nur 85 Kronen. Hauptsache wir haben nun ein Zimmer. Frühstück gibt es nicht (nur im Sommer). Auch keine Decken. Da wir das nicht wussten, wird es wohl eine kalte Nacht. Unser Zimmer liegt gegenüber vom Hauptgebäude. Es ist nicht sonderlich groß, aber das stört uns weniger. Immerhin ist es ja nur für ein paar Tage und auch nur zum Schlafen. In dem Zimmer gibt es ein Hochbett ( ich muss oben schlafen ), einen kleinen Tisch, zwei Stühle, zwei Schränke und einen Spiegel.

Nachdem wir unsere Sachen in dem Zimmer abgelegt haben, machen wir noch einen Spaziergang an dem nahegelegenen Strand, der sich direkt vor unserer Jugendherberge befindet. Die Umgebung sieht traumhaft aus und ich bin restlos begeistert. Gegen 21.00 Uhr laufen wir langsam wieder zurück, es dämmert schon. Um 22.00 Uhr liegen wir geschafft, aber zufrieden in dem Hochbett, sinken ins Kissen. Für mich ist das alles noch sehr unwirklich. Etwas, von dem ich lange Zeit gedacht habe, es wird nicht wahr, ist nun Realität geworden. Das fasziniert mich irgendwie. Morgen beginnt ein ereignisreicher Tag. Dann werden wir uns nämlich auf Spurensuche begeben...

Freitag, der 6. Mai 2005 : Unterwegs in Ystad auf Tatort - Suche

Die Nacht zu heute war sehr kalt. Ohne Decke geht das wirklich nicht. Ich glaube, bei der nächsten Reise werde ich mir ab sofort immer Bettwäsche mitnehmen. Da es so kalt gewesen ist, sind wir auch erst in den frühen Morgenstunden eingeschlafen und sehen nun dementsprechend übermüdet aus. Es ist jetzt 08.00 Uhr und es gibt viel zu tun heute. Nach dem Frühstück, was aus dem Reiseproviant vom Tag zuvor bestand, machen wir uns mit einem Stadtplan auf den Weg zu unserer ersten Station, dem Polizeipräsidium in Ystad. Als erstes möchte ich die Polizisten fragen, ob ich Fotos machen darf, von draußen und von drinnen. Dann habe ich einige Fragen vorbereitet, die sich auf Kommissar Kurt Wallander und Henning Mankell beziehen. Ich hoffe sehr, das mir jemand diese beantworten kann.

Als wir das Polizeipräsidium erreichen ist dieses erstaunlicherweise so gut wie leer. Vor uns wartet nur eine Person. An einem Automaten muss ich eine Nummer ziehen. Der Schalter ist nun frei, aber da ich die Nummer 56 habe und die Anzeigetafel die Nummer 55 anzeigt, warte ich. Die Frau hinter dem Schalter blickt mich fragend an. Vermutlich überlegt sie, weshalb ich nicht nach vorne komme. Da ich mir sicher bin, dass sie eine Antwort erwartet sage ich :

" My number is the 56." Als wäre dies eine Aufforderung meinerseits gewesen, drückt sie auf den Knopf und an der Anzeigetafel erscheint die 56. Freundlich lächelt sie uns zu. Nun beginne ich ihr mein Anliegen zu schildern :

"Hello, my name is Birgit, I´ m from Germany. For school I write a report about the author Henning Mankell. I would like to know, if it is possible to make photos from the out - and inside of this police station. Then I have some questions. Maybe you or someone else have a few minutes time to answer me those, please…"

Zunächst schaut sie mich nur an. Daraufhin erkundige ich mich, ob sie Englisch sprechen kann. Das verneint sie. Unser Gespräch erregte die Aufmerksamkeit ihres Kollegen, der sich nun mit fragendem Blick uns zuwandte. Ich erklärte ihm erneut mein Anliegen. Nach dem ich zu Ende geredet hatte, dachte er kurz nach und sagte dann:

"How long is your stay in Sweden? "

"Until this Sunday. On Sunday there ´s the departure."

" You can make photos from the outside. But not from the inside, that is not allow. Do you have a moment time?"

" Yes, of course. I can wait."

Ich sah, wie er telefonierte. Wahrscheinlich mit jemandem, der höher gestellt war als er und der etwas zu sagen hatte. Sie sprachen auf schwedisch miteinander und ich verstand natürlich kein Wort. Hin und wieder blickte er in unsere Richtung. Als er das Telefonat beendet hatte, fragte er mich:

"Do you wrote your questions on a paper ?" "Oh, yes I did it before our journey." "How many questions are that?"

" I think it were 15."

"Okay, that ´s good. We have a policewoman here, who answers questions concerning Henning Mankell and the police. If you let me your address here, your address from your home country, the police will send you a letter with the answering questions."

Das war doch ein Angebot. Also schrieb ich dem Polizisten schnell meine Adresse auf und überreichte ihm die Fragen.

" How did you come to Sweden ? With your class ? Or on your own ?"

" On our own."

Mit einem " Good luck" verabschiedete er sich von uns. Während ich mich mit dem Polizisten unterhielt, hatte mir die Frau, mit der ich zuerst gesprochen hatte, einen kleinen Zettel mit Polizeistempelaufdruck zugeschoben. Sozusagen als Erinnerung und Beweis", dass ich auch wirklich da gewesen bin. Als wir das Polizeipräsidium verließen war ich zufrieden. Ich fand es gut, dass ich ernst genommen wurde und auch eine gewisse Unterstützung erhalten hatte. Zwar ist es schade, dass ich das Gebäude nur von außen fotografieren darf. Erstaunt war ich, dass es schon extra eine Polizistin gibt, die Mankell - Fragen beantwortet. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Die einzige Sorge, die ich jetzt habe, ist, dass mich der Brief nicht rechtzeitig erreicht und ich die Fragen nicht mehr mit in die Arbeit nehmen kann. Der Polizist meinte, ich müsste ein bis zwei Wochen warten das könnte knapp werden. Draußen regnet es wieder. Nachdem die Fotos gemacht waren, ging es weiter zur nächsten Station.

Sonntag, der 8. Mai 2005 (Muttertag) : Die Rückfahrt nach Berlin

Heute stehen wir schon um 07.00 Uhr auf. Nachdem wir mit dem Frühstück fertig sind, wird nun noch das Zimmer aufgeräumt. Schließlich müssen wir es so hinterlassen, wie wir es vorgefunden haben. Da man den Schlüssel am Tag der Abreise vor 10.00 Uhr abgeben muss und sich dann anschließend nicht mehr in dem Zimmer aufhalten kann, müssen wir früher los gehen, als es eigentlich nötig wäre. Um 9.15 Uhr machen wir uns, schwer beladen, auf den Weg Richtung Bahnhof. Nach einer dreiviertel Stunde erreichen wir diesen. In zehn Minuten soll unser Zug abfahren. Jetzt also schnell ein Ticket lösen. Auf der Fahrt hängt jeder seinen Gedanken nach und lässt die letzten Tage Revue passieren. Während der Zug schnell an der Landschaft vorbei fährt, bin ich ein bisschen traurig. Denn dieses wunderschöne Wochenende ist viel zu schnell vergangen.

Um 10.55 Uhr erreichen wir Malmö. Jetzt haben wir alle Zeit der Welt, denn unser Bus fährt erst um 14.50 Uhr vom Busbahnhof Richtung Kopenhagen ab. Ursprünglich hatte ich vor, die Zeit in Malmö zu nutzen und dort noch ein wenig spazieren zu gehen und die Stadt zu besichtigen. Doch nun denke ich ganz anders darüber, denn der Rucksack, den ich nur mit Mühe und Not habe schließen können, fordert seinen Tribut. Mit Sicherheit werde ich mit dem ganzen Gepäck jetzt nicht durch halb Malmö laufen. Außerdem besteht die Gefahr, sich eventuell zu verlaufen und dann zur vorgegeben Zeit nicht rechtzeitig zum Bus zu gelangen. Das ist mir zu riskant. Nachdem wir eine Bank gefunden haben, auf der wir sämtliche Rucksäcke und Taschen abstellen, wechseln wir uns mit dem Aufpassen ab. Ich habe noch viel zu viel Kleingeld. Als ich vor der Reise mein Geld umgetauscht habe, sagte man mir, Kleingeld wird bei der Rücktauschaktion nicht angenommen. Deshalb sehe ich mich im Bahnhof noch kurz um, ob ich eine Kleinigkeit finde, um die Münzen im Land zu lassen. Was ist da besser als ein Souvenir Shop... Kathi bewacht das Gepäck. Als ich zurückkomme, zieht Kathi dann los. Die Zeit scheint so gut wie gar nicht zu vergehen. Doch das stört mich merkwürdigerweise nicht. Kathi hingegen findet es nervend. Aus meinem Rucksack krame ich mir nun mein Pädagogikbuch hervor. Morgen muss ich im 3. Block eine Präsentation zusammen mit meiner Gruppe halten. Da ich mein Bestes geben möchte, werfe ich nun einen Blick in mein Buch und die Aufzeichnungen und versuche mich mit dem Thema

Jugendarbeit" vertraut zu machen. Andererseits ist es auch sehr amüsant die unterschiedlichen Menschen im Bahnhof zu beobachten. Um 14.00 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Bus. Zum letzten mal wollen wir die Ampelschaltung hören. Bei unserer Ankunft in Malmö ist Kathis erster Gedanke bei dem Geräusch der Schaltung gewesen, dass sie sich da gar nicht mehr trauen würde über die Straße zu gehen, weil sich die Ampelschaltung wie ein Maschinengewehr anhört und sie eher das Bedürfnis hätte, sich zu Boden zu werfen. Leider haben wir eine Grünphase, jede Straße, die wir überqueren, steht auf grün. Auch obwohl wir lange warten, wechselt die Farbe nicht auf rot. Darum hören wir das Geräusch nicht mehr.

Während wir an der Busstation warten, wo Säfflebussen ankommen soll, spekulieren wir, ob wieder der uns suspekt erscheinende Busfahrer hinter dem Steuer sitzen wird, der uns am Donnerstag hierher gebracht hat. Um 14.55 Uhr kommt Säfflebussen. Zu unserer großen Enttäuschung ist der Busfahrer ein anderer. Doch auch der hält es nicht für nötig, das Gepäck einzuladen. Der Bus ist schon sehr voll. Deshalb können Kathi und ich nicht zusammen sitzen. Es ist stickig drinnen, denn die Sonne scheint in Malmö stark.

In Kopenhagen beginnt wieder die große Umsteigeaktion. Irgendwie haben es alle sehr eilig in den Bus zu kommen. Jedenfalls drängeln viele am Kofferraum. Ich warte lieber ab. Das hat zur Folge, dass ich eine der letzten bin, die in den Bus einsteigen. In diesem Bus haben wir endlich mal einen normalen, freundlichen Busfahrer. Er begrüßt seine Fahrgäste, weist auf die Sicherheitsvorschriften hin und zeigt sogar ein Video, wie man sich im Bus verhalten soll und welchen Service man als Fahrgast beanspruchen kann. Auf dem Sitzplatz, der in der nebenliegenden Sitzreihe sich befindet, sitzen zwei nervige Fahrgäste. Nervig deshalb, weil sie sich lautstark über ihr Privatleben unterhalten. Das stört Kathi und mich gewaltig. Kathi muss ihr Schiller Referat lernen, was sie am Montag halten muss, ich muss Pädagogik in meinen Kopf bekommen. Die einzigsten Themen, die unsere Sitznachbarn haben, sind Tango und ihre Beziehungsprobleme. Seit der Bus in Kopenhagen losgefahren ist, reden die beiden über nichts anderes mehr.

Um 19.00 Uhr fahren wir auf die Scandlines - Fähre. Wieder beginnt eine schöne Schiffsfahrt, die jedoch wieder einmal viel zu kurz ist. Kathi und ich suchen uns sogleich einen Sitzplatz an einem der Panoramafenster. Wir bereden, dass wir uns in dem Bus einen anderen Platz suchen. Ein kleiner Versuch, den Tangotänzern" zu entfliehen. Der Blick aus dem Panoramafenster ist fantastisch. Auch diese Fahrt geht viel zu schnell vorbei. Kathi und ich begeben uns um 20.20 Uhr runter zum Parkdeck. Da die Tür noch zu ist, warten wir. Nach und nach sammeln sich sehr viele Menschen auf der Treppe, die hinunter zu den Parkdecks führt. Eigentlich sollten sich die Türen bereits um 20.30 Uhr geöffnet haben, doch nichts ist geschehen. Der Knopf, den man drücken muss, scheint nicht zu funktionieren. Kathi und ich versuchen jeder einmal an der Tür zu rütteln und sie aufzuziehen. Erfolglos. Auch die drei Männer, die neben uns stehen und einen Hamburger Akzent haben, schaffen es nicht, die Tür zu öffnen. Das Schiff schaukelt nun ein bisschen heftiger als zuvor. So langsam bekomme ich ein mulmiges Gefühl. Warum geht die Tür nicht auf ? Die Menschen, die oben auf der Treppe stehen, schauen Kathi und mich finster an, als würden wir die Tür mit Absicht zu halten. Dann geht sie doch auf, um 20.39 Uhr. Erleichterung ! Eine Minute später sitzen wir beide im Bus, als das Schiff irgendwo gegen zu stoßen scheint. Zweimal macht es eine ruckartige Bewegung und Kathi und ich erschrecken uns gewaltig. Was war denn das jetzt ?

Um 20.45 Uhr fährt BerlinLinienBus in Rostock am Hafen an Land. Jetzt geht die Fahrt weiter. Schweden liegt schon weit hinter uns. Wie wir es auf dem Schiff besprochen hatten, haben wir uns einen anderen Sitzplatz gesucht. Nur leider hat das überhaupt nichts gebracht. Die zwei Fahrgäste reden so laut, dass man sie wahrscheinlich überall im Bus hören kann. Trotz allem versuche ich mich auf meine Unterlagen zu konzentrieren. Hin und wieder schlafe ich kurz darüber ein. Um 22.30 Uhr lege ich das Buch weg. Es ist stockfinster draußen und die Leselampe vom Bus ist zu schwach...

Um 00.00 Uhr, mit 30 Minuten Verspätung, erreichen wir in Berlin den ZOB am Funkturm. Eine wunderschöne Reise geht zu Ende. Obwohl der Busfahrer in seiner kleinen Ansprache vor der Ankunft gesagt hatte, man solle nicht sofort aufspringen, tun das so ziemlich alle, obwohl der Bus noch nicht einmal steht. Kathi und ich lassen uns Zeit. Aus ihrem Rucksack holt sie einen Apfel, der nun mittlerweile nicht mehr der Beste ist. Der verfaulte Apfel" von Donnerstag erhält nun Gesellschaft. Der nächste Fahrgast wird darüber zwar nicht lachen können, aber wir wissen ja , was es mit diesem Apfel auf sich hat.

Mein Empfangskommite" war das selbe wie das Abschiedskommitee". Um 01.00 Uhr war wieder zu Hause und lernte meine Bettdecke zu schätzen...

Birgit Sch. (ehem. Chefredakteurin von RAINBOW - 19 Jahre)
© schuelerseite.otto-triebes.de

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