
Infos für Schüler
Hilfen und Übungen in Mathematik
Hilfen und Übungen in Deutsch
Kaufmännischer Schriftverkehr
Tabellenkalkulation mit Excel
Referate &
Dokumentationen
Kreativ schreiben
Poesiesprüche
Wer-Was-Wie-Warum?
Mode & Outfit
Berufe-Online
Schülermosaik
Impressum
Gondrams Rainbowpage
Magie & Mythen
Infothek "Liebe"
Entstehung von "Rainbow"
Interview mit Christiane M.
(Mitbegründerin und
1. Chefredakteurin von "Rainbow")
Referenzen & Aktivitäten von "Rainbow"

©
schuelermosaik.de

In Cat's ultimativem Studentenkochbuch
findet Ihr Rezepte für alle Lebenslagen. (naja ... für fast alle *g*)
Für alle, die gern und gern unkompliziert kochen.
(C. Otto) |
Tagebuch und Erlebnisbericht
- Auf den Spuren von Henning Mankell in
Schweden -
5. Mai 2005 Tag der Anreise von Berlin nach Ystad
Es ist der 05. Mai, für mich ein lang herbeigesehnter Tag. Denn heute startet
die Reise von Berlin nach Ystad, ein kleines Projekt für meine Semesterarbeit.
Es bietet sich zeitlich sehr gut an, da ein verlängertes Wochenende bevorsteht
und ich somit auch keine Schule verpasse.
Um 05.15 Uhr bin ich aufgestanden. Da ich den Tag zuvor allerdings erst um
00.30 Uhr ins Bett gekommen bin, hat es sich eigentlich gar nicht gelohnt,
schlafen zu gehen. Bereits um 04.00 Uhr war ich wieder hellwach. Vor lauter
Aufregung, Spannung und Vorfreude, aber auch aus organisatorischen Gründen ist
es mir nicht gelungen eher ins Bett zu gehen.
Um 06.20 Uhr fahren meine Mutter, meine Schwester Kerstin ( aus der Klasse 11
H ) und ich los in Richtung ZOB - Funkturm. Ich habe richtig gute Laune, obwohl
ich ziemlich müde bin. Zudem bin ich aufgeregt, nervös, ein wenig überdreht und
voller Erwartungen und Vorfreude auf das, was ich in den folgenden Tagen erleben
werde. Glücklicherweise muss ich nicht allein reisen. Ursprünglich hätte mein
Freund Tobias mich begleiten sollen. Doch da er keine Zeit hatte, hat sich meine
beste Freundin Kathi bereiterklärt, mit mir nach Schweden zu fahren. Als wir am
Funkturm ankommen, sind Kathi und ihre Mutter schon da. Zur Verabschiedung
konnte mein Freund aber kommen. Auch der Bus stand schon bereit. Der Himmel ist
bewölkt und es beginnt zu nieseln. Wir beginnen uns von unseren
„ Chauffeusen" zu verabschieden. Das Gepäck wird
eingeladen und so langsam wird es ernst. Als Kathi und ich unsere Plätze im Bus
einnehmen, fällt zunächst all unsere Aufmerksamkeit auf einen angebissenen,
unappetitlich aussehenden halb verfaulten Apfel, der sich in dem Netz vor Kathis
vorderem Sitzplatz befindet. Schon beginnen einige lustige Spekulationen... J
Pünktlich um 07.30 Uhr fahren wir los. Kathi und ich sind guter Dinge,
unterhalten uns und lachen viel. Entgegengesetzt zudem, was ich von Busfahrten
her kenne, hält der Busfahrer keine Ansprache. Er begrüßt seine Fahrgäste nicht,
weist sie nicht daraufhin, was sie während der Fahrt beachten müssen ( zum
Beispiel, dass man sich neuerdings anschnallen muss ) und wie alles vonstatten
gehen wird. Jetzt, wo wir im Bus sitzen, ist meine Aufregung am stärksten.
Immerhin fahre ich zum ersten mal auf eigene Faust ins Ausland, zu einem Ort, an
dem ich noch nie zuvor gewesen bin. Was wahrscheinlich der Hauptgrund für die
Aufregung ist, ist, dass ich nicht möchte, dass etwas schief geht.
Nur leider ließen sich vor der Reise einige Dinge nicht mehr klären : zum
einen konnte mir niemand sagen, wie viel ein Zugticket von Malmö nach Ystad
kostet. Ich bin in der Zeit, in der ich die Reise geplant und organisiert habe
mehrmals im Skandinavischen Reisebüro gewesen. Traurige Tatsache ist, dass noch
nicht einmal dieses Reisebüro, welches sich doch nun schon auf Skandinavien ( wo
Schweden ja nun einmal dazu gehört ) spezialisiert hat, mir keine Preisauskunft
geben konnte. Ich finde das sehr beunruhigend, weil ich mir Gedanken mache, ob
ich auch genügend Geld dabei habe. Am 03. Mai war mein letzter Versuch, den
Preis der schwedischen Züge herauszufinden. Dazu habe ich im schwedischen
Konsulat in Berlin angerufen. Eine Frau sagte mir nur, dass sie glaubt, dass es
nicht sonderlich teuer sein könnte. Andererseits meinte sie auch, dass sie sich
gar nicht vorstellen kann, dass es eine Zugverbindung von Malmö nach Ystad geben
sollte, da die Distanz wohl sehr gering sei. Damit ich es aber ganz genau
wüsste, gab sie mir die Telefonnummer von der Stadt Malmö, die mir bestimmt eine
Auskunft geben könnten. In der Hoffnung, nun endlich eine eindeutige Antwort zu
erhalten, rief ich also in Malmö an. Ich brachte auf Englisch mein Anliegen vor.
Als ich fertig war, sagte die Dame an dem anderen Ende der Leitung erst etwas
auf schwedisch, dann auf englisch: " You ´ve called the hospital of Malmö. " Oh,
war mir das peinlich ! Ich erwiderte daraufhin, dass mir eine Frau vom
schwedischen Konsulat in Berlin diese Nummer gegeben hätte. Eigentlich hätte ich
mir diese Antwort sparen können, da sie sinnlos war. Denn was sollte die Frau im
Krankenhaus daran ändern können. Somit hatte ich den Preis der Züge wieder
einmal nicht herausbekommen. Was ist nun also, wenn das Geld nicht reicht, um
ein Ticket für den Zug zu kaufen ? Ich weiß nur, dass Schweden ein teures Land
ist. Welche Möglichkeiten stehen uns dann offen ? Eines ist klar, zurück nach
Deutschland auf keinen Fall ! Denn die Realisierung dieses Vorhabens war viel zu
intensiv, die Vorbereitung viel zu aufwendig und die Leute, die man überzeugt
hat oder auch nicht, waren schon genug genervt. Per Anhalter bis Ystad ? Auf gar
keinen Fall ! Etwas, was ich in Deutschland schon nicht machen würde, werde ich
gewiss nicht im Ausland machen. Da ich schon so weit gekommen bin, würde ich
auch von Malmö bis Ystad zur Not laufen. Die Zugfahrt soll schließlich nur 48
Minuten dauern, dann kann man das zu Fuß bestimmt auch ganz gut schaffen.
Inwieweit Kathi da jedoch mitmacht, ist fraglich...
Mein nächstes Problem besteht darin, dass ich bis zum Tag der Abreise keine
Antwort von der Jugendherberge erhalten habe. Nachdem sie mir die Bestätigung
für das Zimmer geschickt haben, musste ich mit Schrecken feststellen, dass die
Rezeption nur in der Zeit von 17 –18 Uhr geöffnet
ist. Jedoch erreichen wir Ystad erst kurz nach 18.00 Uhr. Dann ist da noch die
Frage, ob wir die Jugendherberge sofort finden. Als ich das gesehen habe, dass
wir das zeitlich gar nicht schaffen können, habe ich noch am gleichen Tag zurück
geschrieben. In meinem zweiten Brief an die Jugendherberge hatte ich mich für
die Bestätigung bedankt und mitgeteilt, dass wir erst später da sein werden und
nachgefragt, wie dieses Problem nun zu lösen ist. Leider kam keine Antwort. Was
mache ich also, wenn wir heute Abend in Ystad ankommen und niemand mehr da ist,
der uns reinlässt und uns den Schlüssel zu unserem bestellten Zimmer gibt ? Was
macht man dann ? Diese Vorstellung behagt mir nicht so sehr.
Während ich so in meine Gedanken versunken bin, ist Kathi mittlerweile
eingeschlafen. Fieberhaft denke ich darüber nach, welche stichfesten Argumente
es gibt, die ich morgen bei der Polizei in Ystad vorbringen könnte, damit sie
mir meine vorbereiteten Fragen beantworten. Reicht es aus zu sagen, dass ich aus
Deutschland komme und den weiten Weg gemacht habe, um einige Recherchen für
meine Semesterarbeit anzustellen ? Reicht es aus, wenn ich sage, dass ich so
fasziniert von den Mankell - Kriminalromanen bin, dass ich unbedingt mehr
darüber wissen möchte ? Werden sich die Polizisten gestört fühlen, wenn ich dort
ankomme, Fragen stelle und sie bitte, mir die Erlaubnis zu erteilen, Fotos zu
machen ? Ich weiß es nicht. Ein Versuch ist es aber alle mal wert. Fragen kostet
schließlich nichts. Sollte die Antwort negativ ausfallen, werde ich es wohl
akzeptieren müssen. Doch soweit möchte ich noch gar nicht denken. Insgeheim
hoffe ich sehr stark, dass es zu meinen Gunsten läuft und ich mit Ergebnissen
wieder nach Hause fahren kann.
Es ist jetzt 09.15 Uhr und der Busfahrer hat immer noch kein einziges Wort zu
uns gesprochen. So langsam bezweifle ich, ob wir überhaupt einen Busfahrer
haben.
Der Bus zieht vorbei an vielen grünen und gelben Feldern und an Tannen. Noch
immer ist es draußen bedeckt, diesig und es nieselt. Zwar hoffe ich sehr, dass
sich das Wetter bessert. Nur andererseits hat es auch einen Vorteil : wenn es
anfängt zu regnen, kann ich wenigstens sehen, ob es stimmt, dass der Matsch in
Ystad immer sofort an den Schuhen klumpt und nur noch schwer abgeht. So hat doch
alles seine guten Seiten.
Um 09.45 Uhr erreichen wir das Dierkower Kreuz in Rostock. Die ersten Leute
steigen aus. Für sie ist die Reise bereits hier zu Ende. Kathi und ich haben an
dieser Haltestelle gemeint, „unseren Kapitän "
entdeckt zu haben : auf der anderen Straßenseite an einer Tramhaltestelle steht
ein älterer Mann im Matrosenanzug mit einem Seesack über der Schulter und raucht
eine Zigarette. Die Situation ist so amüsant, dass ich es mir nicht nehmen
lassen kann und meinen Fotoapparat erneut auf seine Funktionstätigkeit
auszutesten. Deshalb mache ich unbemerkt schnell ein Foto von ihm aus dem Bus
heraus.
Um 10.15 Uhr setzt sich der Bus wieder in Bewegung. Noch immer hat der
Busfahrer kein Wort gesagt. Es geht weiter Richtung Rostock Scandlines
– Terminal. Dort warten wir sehr lang und betrachten
durch die großen Fensterscheiben das triste Wetter. Nun richtet der Fahrer das
Wort an uns. Zu unserer Verwirrung berichtet er, dass das Schiff nur eine Stunde
und fünfundvierzig Minuten bis Gedser fährt. Ich hatte angenommen, dass wir acht
Stunden über die Ostsee fahren, so wie ich es in Erinnerung hatte. Die Tatsache,
dass das Schiff nur eine Stunde und fünfundvierzig Minuten fahren soll, löst ein
klein wenig Enttäuschung in mir aus. Was ich nur jetzt nicht so ganz begreife
ist, dass der Bus, nachdem er in Gedser an Land fährt, uns nur bis Kopenhagen
bringt. Und wie geht es dann weiter ? Kathi und ich blicken uns verwirrt an. Sie
hat es genauso wenig verstanden wie ich. Nachdem der Bus auf dem Schiff in der
Garage seine Türen geöffnet hat, gehe ich zum Busfahrer hin. Was er angesagt
hatte, ging mir eindeutig zu schnell. Ich frage ihn höflich, ob er mir den
weiteren Ablauf der Reise noch mal erklären könnte. Mein Ziel ist Malmö. Er
bemüht sich mir noch einmal zu erklären, was nach dem Schiff alles kommt. Doch
da die Motorengeräusche und anderen ankommenden Fahrzeuge so laut sind,
übertönen sie das Gesagte und ich verstehe genauso viel wie vorher. Auch wenn
ich nun immer noch nicht viel schlauer bin als zuvor, bedanke ich mich bei ihm
und blicke mich suchend nach Kathi um.
Da sich während der Fahrt niemand auf den Parkdecks befinden darf, erkunden
Kathi und ich zunächst einmal das Schiff. Mit Scandlines bin ich noch nie zuvor
gefahren. Unser erster Weg führt uns nach draußen. Unter großen Schwierigkeiten
lässt sich die Tür öffnen. Der Sturm ist so gewaltig ( und ich anscheinend zu
schwach ), dass es nur mit vereinten Kräften funktioniert, den Weg nach draußen
fortzusetzen. Sogleich mache ich ein paar Fotos vom Meer und wie wir den Hafen
von Rostock verlassen. Dabei muss ich den Fotoapparat sehr gut festhalten.
Beinahe wäre er mir ins Wasser gefallen. Kathi wartet in der Zeit und passt auf
meine Sachen auf.
Als ich mich zu ihr umdrehe, fragt mich ein Japaner auf Englisch, ob er ein
Foto von ihr und mir machen soll. Ich bin etwas verdutzt, weil ich gar nicht
damit gerechnet habe. Gerne nehme ich jedoch sein Angebot an, erkläre ihm, wo er
drücken muss. Nachdem er ein Foto gemacht hat, bedanken wir uns bei ihm. Das war
wirklich sehr freundlich.
Da es draußen nicht nur sehr stürmisch, sondern auch sehr kalt ist,
entschließen wir uns den Rest der Fahrt drinnen zu verbringen. Wieder einmal
sind wir bemüht, die Tür zu öffnen. Wie peinlich ! Das Schiff schaukelt nur ein
wenig. So langsam wird es schwierig zu gehen. Doch das macht mir nichts aus, ich
bin restlos begeistert und genieße die Fahrt. Um 12.30 Uhr wollen Kathi und ich
uns zu dem Garagendeck begeben, wo unser Bus steht. Das Einsteigen soll nämlich
rasch vonstatten gehen, weshalb man einige Minuten eher da sein sollte. Da wir
noch niemanden entdecken, warten wir noch ein Weilchen. Plötzlich geht jene Tür
zu, welche die Garage von der Treppe trennt. Erschrocken laufen wir schnell die
Treppe wieder nach oben zum Zwischendeck. Wir befürchten in dem Moment, dass wir
an einen Schalter oder einen Knopf gekommen sind, der einen Schließmechanismus
ausgelöst hat. Als wir das Zwischendeck erreichen, steht an der Treppe ein
älterer Herr. Mit mahnend erhobenem Zeigefinger sagt er zu uns
„ Na, na, na ! Während der Fahrt darf sich niemand
bei den Bussen und Autos in der Garage aufhalten! " Kathi und ich ärgern uns
darüber. Denn es kommt uns so vor, als wäre dies wegen unseres Alters in dieser
Art und Weise gesagt worden. Hätte er es zu älteren Leuten auch so gesagt ? So
nach dem Motto „ die unwissende Jugend... die Jugend
von heute..." Kurze Zeit später jedoch geht dieser Mann selber runter zu den
Bussen. Genau wie wir zuvor, muss nun auch er einsehen, dass man noch nicht in
den Bus kann, da die Tür noch immer verschlossen ist. Also kommt auch er wieder
die Treppe hoch. Wir sehen ihn, da wir genau an dieser Treppe stehen und warten.
Als er wieder hochkommt grinsen wir ihn bis über beide Ohren an. Ihm entgeht es
natürlich nicht. Da er nicht einfach wortlos an uns vorüber gehen möchte, sagt
er noch ( mit einem hochroten Kopf ) „ Ich habe nur
mal nachgesehen, ob der Bus noch da steht. Der Bus ist noch da." Jetzt brechen
Kathi und ich in Lachen aus...
Um 13.00 Uhr erreichen wir Gedser / Dänemark. Aus meinem Rucksack krame ich
mir nun meinen Deutschhefter heraus. Da ja in der nächsten Woche eine Klausur
ansteht, habe ich ihn mit auf die Reise genommen. Die nächsten Stunden werde ich
mich wohl damit auseinandersetzen müssen, wie eine politische Rede aufgebaut
ist, welche rhetorischen Mittel und Figuren es gibt und was es mit der antiken
Gerichtsrede auf sich hat. Wobei es sehr schwer ist, sich nun auf solch eine
Sache zu konzentrieren, denn draußen gibt es viel interessantes zu sehen.
Um 14.50 Uhr kommen wir in Kopenhagen an. Plötzlich steigen sehr viele aus.
Kathi und ich sind etwas unbeholfen. Wir wissen nicht, was nun ist, ob wir auch
aussteigen müssen und wenn ja, was dann weiter passieren wird. Da wir es nicht
so genau wissen, bleiben wir erst einmal auf unseren Plätzen sitzen. Mit uns
sitzen auch noch drei bis fünf andere Leute verteilt im Bus, die diese Tour
anscheinend auch das erste mal fahren. Eine Frau, die wohl schon öfters in diese
Richtung unterwegs gewesen ist, sagt den anderen, dass hier immer alle
aussteigen müssen. Angeblich würde ein anderer Bus weiterfahren. Nun steigen
auch wir aus und räumen unser Gepäck aus dem Kofferraum des Reisebusses heraus.
Wo hält denn nun aber der Bus, der hier einsetzen soll und uns bis nach Malmö
bringt ? Bevor wir einen Fehler begehen und uns an die falsche Stelle stellen,
gehe ich zu unserem Busfahrer und befrage ihn danach. Er zeigt auf die Mauer,
die man DGI-Gebäude nennt. Dort warten schon viele andere Leute. Einige erkenne
ich aus dem Bus wieder, andere scheinen nun erst zuzusteigen. Um 15.10 Uhr kommt
ein weißer Bus mit roter Aufschrift die Straße entlang gefahren : Säfflebussen.
Mit diesem Bus werden wir unsere Fahrt Richtung Malmö fortsetzen. Wieder einmal
müssen Kathi und ich uns doch sehr wundern. Denn der Busfahrer von Säfflebussen,
ein älterer schmächtiger Mann, ergreift erst einmal die Flucht. Einige Minuten
später sehen wir, wie er zurück zum Bus kommt und dabei ist, den Kofferraum zu
öffnen. Da ein anderer Fahrgast dies nicht bemerkt hat und ihm im Weg steht,
weigert sich der Mann den nächsten Kofferraum für uns zu öffnen. Nun muss jeder
selber sein Gepäck verstauen, während der Busfahrer mal wieder fortgeht, nun
allerdings zum Bus. Als ich in den Bus einsteige, bleibe ich mit meinem Rucksack
an jeder Armlehne hängen, was mich irgendwie aufregt. Um 15.15 Uhr fährt der Bus
von Kopenhagen nach Kastrup zum Flughafen. Fahrgäste steigen aus, andere dafür
ein. Um 15.30 Uhr geht es auch von hier wieder weiter. Der nächste Halt heißt
Malmö. Kurz nach 16.00 Uhr erreichen wir Schweden. Der Busfahrer, der Kathi und
mir schon etwas suspekt erschien, findet in Malmö die richtige Haltestelle
nicht. Deshalb fährt er dreimal im Kreis, was uns weniger zusagt. Schließlich
fahren die Züge nicht alle 10 Minuten nach Ystad, sondern nur einmal in der
Stunde, wenn man den Zeitangaben aus dem Internet Glauben schenken darf. In
Malmö angekommen müssen wir uns erst einmal zurecht finden. Da die Frau aus dem
schwedischen Konsulat gemeint hatte, dass es wahrscheinlicher ist, dass es eine
Busverbindung nach Ystad gibt als eine Zugverbindung, gehe ich zu einem Schalter
in einen Laden in dem man Bustickets kaufen kann und frage, ob es einen Bus
gibt, der nach Ystad fährt. Die Antwort überrascht mich. Nein, es gibt keinen
Bus. Die Frau vom Schalter schickt uns zum Bahnhof. Wir sollen doch mit dem Zug
dort hin fahren. Auf die Frage, wie teuer ein Ticket wohl sein mag, antwortet
sie, sie wisse es nicht. Sehr merkwürdig !
Auch am Bahnhof steuern wir geradewegs den Schalter an. Wieder erkundige ich
mich nach dem Preis der Tickets. Die Frau vom Schalter verweist mich an den
schönen Automaten in der Eingangshalle. Sie meint, ich solle mir da mein Ticket
holen. Gerade das wollten wir doch aber vermeiden. Es kann nichts schlimmeres
geben, als ganz viele Auswahlmöglichkeiten in fremder Sprache zu haben. Da uns
nichts anderes übrig bleibt, probieren wir es einfach aus. Zwar spreche ich kein
Wort schwedisch und Kathi noch weniger ( sie wäre eher die Expertin, was
Griechenland betrifft, da sie dort geboren ist), aber wir reimen uns den Inhalt
so zusammen. Nach einigen Minuten haben wir für 72 SEK jeder ein Ticket nach
Ystad. Jetzt gilt es nur noch das richtige Gleis zu finden. Wir sind uns nicht
ganz sicher. Deshalb frage ich einen Mann auf englisch, ob hier der Zug Richtung
Ystad abfährt. Zu unserer großen Freude bejaht er es. Es dauerte auch nicht
lange, da kommt der Zug bereits an. Wir nehmen einen vierer Platz aufgrund des
Gepäcks ein und lehnen uns in den äußerst bequemen Sitzen zurück. Das Wetter ist
mittlerweile richtig gut. Die Sonne scheint und es ist warm geworden. Nach
achtundvierzig Minuten Fahrt erreichen wir um kurz nach 18.00 Uhr den Bahnhof
von Ystad. Hurra, nun sind wir fast am Ziel. Der erste Weg führt uns zum
Turistbüro. Bevor wir lange nach der Jugendherberge suchen, wollen wir uns
lieber gleich nach dem richtigen Weg erkundigen. Einem Anschlag draußen an der
Tür entnehmen wir, dass das Turistbüro aufgrund der Feiertage immer nur von
9.00-14.00 Uhr geöffnet hat. Das wirft uns aber so schnell noch nicht aus der
Bahn. Kurzerhand entschließen wir uns einfach den nächsten, der uns
entgegenkommt, zu fragen, ob er weiß, wo sich die Jugendherberge Kantarellen
befindet. Kathi überlässt es mir, mich auf englisch zu verständigen, als gerade
schon jemand ankommt. Ein älterer Schwede kommt vorbei. Sogleich gehe ich ihm
entgegen und sage zu ihm :
"Excuse me please, can you tell us where we find the youth hostel KANTARELLEN?"
Zu meiner Verwunderung kann er sofort etwas damit anfangen…
" Yes, sure! Do you have a map? Then I can show you."
" No, unfortunately not."
Das scheint ihn nicht daran zu hindern uns behilflich zu sein. Am Turistbüro
hängt nämlich auch eine Karte.
"Okay, no problem. Come with me, there ´s a map. Okay, look, the youth hostel
is the number 18 on this map. You have to go straight to the railway. Then go to
the beach. The youth hostel is a bit further out of Ystad. There is no sign that
it is there. If you go straight along the beach, after a while you will find
Kantarellen."
Kantarellen befindet sich also ca. 2 Km außerhalb von Ystad. Keine
Ausschilderung...
Mit den Worten " Thank you for your help. We wish you a wonderful evening"
verabschieden wir uns von dem freundlichen Schweden. Kathi und ich suchen also
nun nach dem Strand. Denn wenn wir uns an die Beschreibung von ihm halten,
müssten wir immer nur den Strand entlang laufen und wären dann irgendwann am
Ziel. Doch finden wir den Strand nicht. Wie kommen wir da jetzt hin ? Über die
Tatsache, dass wir zu dumm zu sein scheinen einen Strand zu finden, haben wir
uns köstlich amüsiert ! Das war auch zu lustig ! Nach einer halben Stunden
laufen wir nun aber immer noch und suchen danach. Kathi reisst so langsam der
berühmte „ Geduldsfaden". Wir kommen in die Nähe
eines Kongress- Centers, dem „ Saltsjöbad". Um nicht
noch länger umher zu irren, gehen wir hinein und fragen die Frau hinter dem
Thresen, ob sie uns weiterhelfen kann. Sie überlegt etwas und meint dann "Go
back on the big road. You have to go always straight. Kantarellen have to be a
blue house, I think. There ´s no bus. Good luck." Okay, nun befinden wir uns
also auf der großen breiten Straße. Der Rucksack schnürt immer fester in die
Schulter ein und die Müdigkeit wird immer größer. Wie lange wir noch suchen
müssen ist ungewiss. Gewiss ist nur, dass es nicht mehr so lange sein sollte. Um
19.10 Uhr erreichen wir endlich das blaue Haus, in dem wir die nächsten Tage
wohnen werden. Tatsächlich haben wir Kantarellen noch gefunden. Erleichterung
und Freude !!! Endlich haben wir unser Ziel erreicht. Müde, kaputt und des
Tragens nicht mehr Willens. Doch als wir die Tür zur Rezeption öffnen wollen,
erleben wir eine böse Überraschung : Sie ist abgeschlossen ! Zunächst denken
wir, sie ist vielleicht nur verklemmt.
Das kann doch nicht wahr sein. Sie ist tatsächlich abgeschlossen. Was sollen
wir bloß machen? Was, wenn jetzt niemand kommt ? Dann wird es wohl eine sehr
kühle Nacht draußen im Wald. Als erstes laufen wir ein bisschen auf dem Gelände
umher, gucken durch alle Fenster, in der Hoffnung, jemanden zu entdecken, der
uns helfen kann. An der Tür von der Rezeption steht ein Schild mit einer
Telefonnummer drauf. Glücklicherweise hat Kathi genügend Guthaben auf ihrem
Handy. Sie ruft die Nummer an und der Mann an dem anderen Ende der Leitung sagt,
dass er in 15 Minuten da sein wird. Ein Glück, die 15 Minuten schaffen wir auch
noch. In der Zeit, in der wir warten, tippen wir eifrig auf unseren Handys herum
und geben unseren Familien Bescheid, dass wir nun schon mal in Schweden sind und
noch warten, dass wir in unser Zimmer kommen. Als der „Herbergsvater"
15 Minuten später kommt, sind wir erleichtert. Er fragt uns, wie das hatte
kommen können, dass wir später gekommen sind. Wir erklären ihm, dass unser Bus
in Berlin um 7.30 Uhr losgefahren ist und es nicht eher ging. Von Berlin bis
Ystad dauert es halt ein wenig. So leid es uns auch tut, aber wir können ja
nichts an den Fahrzeiten ändern. Schließlich müssen wir uns nach dem Bus
richten. Merkwürdigerweise versteht er es nicht. Die ganze Zeit beharrt er
darauf, dass wir hätten anrufen sollen. Das wiederum verstehe ich nicht. Erneut
versuche ich ihm zu erklären, dass ich, als ich die Bestätigung des Zimmers
erhielt, ihm sofort einen Brief geschrieben habe, in dem ich ihm mitteilte, dass
wir später kommen. Er reagiert darauf gar nicht, wiederholt immer nur, wir
hätten anrufen sollen und dass wir Glück haben, dass unser Zimmer noch da ist.
Hätten wir Pech gehabt, wäre es weg gewesen. Das begreife ich auch nicht. Wie
kann es sein, dass, wenn ich ein Zimmer bestelle, es sein kann, dass es weg ist,
wenn ich ankomme ? Ich frage ihn das, woraufhin er nur sagt, das sei nun einmal
so. Da wir merken, dass es nichts bringt zu diskutieren, beenden wir das auch
und schreiben uns mit Namen und Adressen ins Gästebuch ein. Jeder von uns muss
420 Kronen bezahlen, mehr als die Person, die mir per E-mail den Preis
geschrieben hat. Da hieß es nämlich nur 85 Kronen. Hauptsache wir haben nun ein
Zimmer. Frühstück gibt es nicht (nur im Sommer). Auch keine Decken. Da wir das
nicht wussten, wird es wohl eine kalte Nacht. Unser Zimmer liegt gegenüber vom
Hauptgebäude. Es ist nicht sonderlich groß, aber das stört uns weniger. Immerhin
ist es ja nur für ein paar Tage und auch nur zum Schlafen. In dem Zimmer gibt es
ein Hochbett ( ich muss oben schlafen ), einen kleinen Tisch, zwei Stühle, zwei
Schränke und einen Spiegel.
Nachdem wir unsere Sachen in dem Zimmer abgelegt haben, machen wir noch einen
Spaziergang an dem nahegelegenen Strand, der sich direkt vor unserer
Jugendherberge befindet. Die Umgebung sieht traumhaft aus und ich bin restlos
begeistert. Gegen 21.00 Uhr laufen wir langsam wieder zurück, es dämmert schon.
Um 22.00 Uhr liegen wir geschafft, aber zufrieden in dem Hochbett, sinken ins
Kissen. Für mich ist das alles noch sehr unwirklich. Etwas, von dem ich lange
Zeit gedacht habe, es wird nicht wahr, ist nun Realität geworden. Das fasziniert
mich irgendwie. Morgen beginnt ein ereignisreicher Tag. Dann werden wir uns
nämlich auf Spurensuche begeben...
Freitag, der 6. Mai 2005 : Unterwegs in Ystad auf Tatort -
Suche
Die Nacht zu heute war sehr kalt. Ohne Decke geht das wirklich nicht. Ich
glaube, bei der nächsten Reise werde ich mir ab sofort immer Bettwäsche
mitnehmen. Da es so kalt gewesen ist, sind wir auch erst in den frühen
Morgenstunden eingeschlafen und sehen nun dementsprechend übermüdet aus. Es ist
jetzt 08.00 Uhr und es gibt viel zu tun heute. Nach dem Frühstück, was aus dem
Reiseproviant vom Tag zuvor bestand, machen wir uns mit einem Stadtplan auf den
Weg zu unserer ersten Station, dem Polizeipräsidium in Ystad. Als erstes möchte
ich die Polizisten fragen, ob ich Fotos machen darf, von draußen und von
drinnen. Dann habe ich einige Fragen vorbereitet, die sich auf Kommissar Kurt
Wallander und Henning Mankell beziehen. Ich hoffe sehr, das mir jemand diese
beantworten kann.
Als wir das Polizeipräsidium erreichen ist dieses erstaunlicherweise so gut
wie leer. Vor uns wartet nur eine Person. An einem Automaten muss ich eine
Nummer ziehen. Der Schalter ist nun frei, aber da ich die Nummer 56 habe und die
Anzeigetafel die Nummer 55 anzeigt, warte ich. Die Frau hinter dem Schalter
blickt mich fragend an. Vermutlich überlegt sie, weshalb ich nicht nach vorne
komme. Da ich mir sicher bin, dass sie eine Antwort erwartet sage ich :
" My number is the 56." Als wäre dies eine Aufforderung meinerseits gewesen,
drückt sie auf den Knopf und an der Anzeigetafel erscheint die 56. Freundlich
lächelt sie uns zu. Nun beginne ich ihr mein Anliegen zu schildern :
"Hello, my name is Birgit, I´ m from Germany. For school I write a report
about the author Henning Mankell. I would like to know, if it is possible to
make photos from the out - and inside of this police station. Then I have some
questions. Maybe you or someone else have a few minutes time to answer me those,
please…"
Zunächst schaut sie mich nur an. Daraufhin erkundige ich mich, ob sie
Englisch sprechen kann. Das verneint sie. Unser Gespräch erregte die
Aufmerksamkeit ihres Kollegen, der sich nun mit fragendem Blick uns zuwandte.
Ich erklärte ihm erneut mein Anliegen. Nach dem ich zu Ende geredet hatte,
dachte er kurz nach und sagte dann:
"How long is your stay in Sweden? "
"Until this Sunday. On Sunday there ´s the departure."
" You can make photos from the outside. But not from the inside, that is not
allow. Do you have a moment time?"
" Yes, of course. I can wait."
Ich sah, wie er telefonierte. Wahrscheinlich mit jemandem, der höher gestellt
war als er und der etwas zu sagen hatte. Sie sprachen auf schwedisch miteinander
und ich verstand natürlich kein Wort. Hin und wieder blickte er in unsere
Richtung. Als er das Telefonat beendet hatte, fragte er mich:
"Do you wrote your questions on a paper ?" "Oh, yes I did it before our
journey." "How many questions are that?"
" I think it were 15."
"Okay, that ´s good. We have a policewoman here, who answers questions
concerning Henning Mankell and the police. If you let me your address here, your
address from your home country, the police will send you a letter with the
answering questions."
Das war doch ein Angebot. Also schrieb ich dem Polizisten schnell meine
Adresse auf und überreichte ihm die Fragen.
" How did you come to Sweden ? With your class ? Or on your own ?"
" On our own."
Mit einem " Good luck" verabschiedete er sich von uns. Während ich mich mit
dem Polizisten unterhielt, hatte mir die Frau, mit der ich zuerst gesprochen
hatte, einen kleinen Zettel mit Polizeistempelaufdruck zugeschoben. Sozusagen
als Erinnerung und „ Beweis", dass ich auch wirklich
da gewesen bin. Als wir das Polizeipräsidium verließen war ich zufrieden. Ich
fand es gut, dass ich ernst genommen wurde und auch eine gewisse Unterstützung
erhalten hatte. Zwar ist es schade, dass ich das Gebäude nur von außen
fotografieren darf. Erstaunt war ich, dass es schon extra eine Polizistin gibt,
die Mankell - Fragen beantwortet. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Die
einzige Sorge, die ich jetzt habe, ist, dass mich der Brief nicht rechtzeitig
erreicht und ich die Fragen nicht mehr mit in die Arbeit nehmen kann. Der
Polizist meinte, ich müsste ein bis zwei Wochen warten –
das könnte knapp werden. Draußen regnet es wieder. Nachdem die Fotos gemacht
waren, ging es weiter zur nächsten Station.
Sonntag, der 8. Mai 2005 (Muttertag) : Die Rückfahrt nach
Berlin
Heute stehen wir schon um 07.00 Uhr auf. Nachdem wir mit dem Frühstück fertig
sind, wird nun noch das Zimmer aufgeräumt. Schließlich müssen wir es so
hinterlassen, wie wir es vorgefunden haben. Da man den Schlüssel am Tag der
Abreise vor 10.00 Uhr abgeben muss und sich dann anschließend nicht mehr in dem
Zimmer aufhalten kann, müssen wir früher los gehen, als es eigentlich nötig
wäre. Um 9.15 Uhr machen wir uns, schwer beladen, auf den Weg Richtung Bahnhof.
Nach einer dreiviertel Stunde erreichen wir diesen. In zehn Minuten soll unser
Zug abfahren. Jetzt also schnell ein Ticket lösen. Auf der Fahrt hängt jeder
seinen Gedanken nach und lässt die letzten Tage Revue passieren. Während der Zug
schnell an der Landschaft vorbei fährt, bin ich ein bisschen traurig. Denn
dieses wunderschöne Wochenende ist viel zu schnell vergangen.
Um 10.55 Uhr erreichen wir Malmö. Jetzt haben wir alle Zeit der Welt, denn
unser Bus fährt erst um 14.50 Uhr vom Busbahnhof Richtung Kopenhagen ab.
Ursprünglich hatte ich vor, die Zeit in Malmö zu nutzen und dort noch ein wenig
spazieren zu gehen und die Stadt zu besichtigen. Doch nun denke ich ganz anders
darüber, denn der Rucksack, den ich nur mit Mühe und Not habe schließen können,
fordert seinen Tribut. Mit Sicherheit werde ich mit dem ganzen Gepäck jetzt
nicht durch halb Malmö laufen. Außerdem besteht die Gefahr, sich eventuell zu
verlaufen und dann zur vorgegeben Zeit nicht rechtzeitig zum Bus zu gelangen.
Das ist mir zu riskant. Nachdem wir eine Bank gefunden haben, auf der wir
sämtliche Rucksäcke und Taschen abstellen, wechseln wir uns mit dem Aufpassen
ab. Ich habe noch viel zu viel Kleingeld. Als ich vor der Reise mein Geld
umgetauscht habe, sagte man mir, Kleingeld wird bei der Rücktauschaktion nicht
angenommen. Deshalb sehe ich mich im Bahnhof noch kurz um, ob ich eine
Kleinigkeit finde, um die Münzen im Land zu lassen. Was ist da besser als ein
Souvenir – Shop... Kathi bewacht das Gepäck. Als ich
zurückkomme, zieht Kathi dann los. Die Zeit scheint so gut wie gar nicht zu
vergehen. Doch das stört mich merkwürdigerweise nicht. Kathi hingegen findet es
nervend. Aus meinem Rucksack krame ich mir nun mein Pädagogikbuch hervor. Morgen
muss ich im 3. Block eine Präsentation zusammen mit meiner Gruppe halten. Da ich
mein Bestes geben möchte, werfe ich nun einen Blick in mein Buch und die
Aufzeichnungen und versuche mich mit dem Thema
„ Jugendarbeit" vertraut zu machen. Andererseits
ist es auch sehr amüsant die unterschiedlichen Menschen im Bahnhof zu
beobachten. Um 14.00 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Bus. Zum letzten mal
wollen wir die Ampelschaltung hören. Bei unserer Ankunft in Malmö ist Kathis
erster Gedanke bei dem Geräusch der Schaltung gewesen, dass sie sich da gar
nicht mehr trauen würde über die Straße zu gehen, weil sich die Ampelschaltung
wie ein Maschinengewehr anhört und sie eher das Bedürfnis hätte, sich zu Boden
zu werfen. Leider haben wir eine Grünphase, jede Straße, die wir überqueren,
steht auf grün. Auch obwohl wir lange warten, wechselt die Farbe nicht auf rot.
Darum hören wir das Geräusch nicht mehr.
Während wir an der Busstation warten, wo Säfflebussen ankommen soll,
spekulieren wir, ob wieder der uns suspekt erscheinende Busfahrer hinter dem
Steuer sitzen wird, der uns am Donnerstag hierher gebracht hat. Um 14.55 Uhr
kommt Säfflebussen. Zu unserer großen Enttäuschung ist der Busfahrer ein
anderer. Doch auch der hält es nicht für nötig, das Gepäck einzuladen. Der Bus
ist schon sehr voll. Deshalb können Kathi und ich nicht zusammen sitzen. Es ist
stickig drinnen, denn die Sonne scheint in Malmö stark.
In Kopenhagen beginnt wieder die große Umsteigeaktion. Irgendwie haben es
alle sehr eilig in den Bus zu kommen. Jedenfalls drängeln viele am Kofferraum.
Ich warte lieber ab. Das hat zur Folge, dass ich eine der letzten bin, die in
den Bus einsteigen. In diesem Bus haben wir endlich mal einen normalen,
freundlichen Busfahrer. Er begrüßt seine Fahrgäste, weist auf die
Sicherheitsvorschriften hin und zeigt sogar ein Video, wie man sich im Bus
verhalten soll und welchen Service man als Fahrgast beanspruchen kann. Auf dem
Sitzplatz, der in der nebenliegenden Sitzreihe sich befindet, sitzen zwei
nervige Fahrgäste. Nervig deshalb, weil sie sich lautstark über ihr Privatleben
unterhalten. Das stört Kathi und mich gewaltig. Kathi muss ihr Schiller
– Referat lernen, was sie am Montag halten muss, ich
muss Pädagogik in meinen Kopf bekommen. Die einzigsten Themen, die unsere
Sitznachbarn haben, sind Tango und ihre Beziehungsprobleme. Seit der Bus in
Kopenhagen losgefahren ist, reden die beiden über nichts anderes mehr.
Um 19.00 Uhr fahren wir auf die Scandlines - Fähre. Wieder beginnt eine
schöne Schiffsfahrt, die jedoch wieder einmal viel zu kurz ist. Kathi und ich
suchen uns sogleich einen Sitzplatz an einem der Panoramafenster. Wir bereden,
dass wir uns in dem Bus einen anderen Platz suchen. Ein kleiner Versuch, den
„Tangotänzern" zu entfliehen. Der Blick aus dem
Panoramafenster ist fantastisch. Auch diese Fahrt geht viel zu schnell vorbei.
Kathi und ich begeben uns um 20.20 Uhr runter zum Parkdeck. Da die Tür noch zu
ist, warten wir. Nach und nach sammeln sich sehr viele Menschen auf der Treppe,
die hinunter zu den Parkdecks führt. Eigentlich sollten sich die Türen bereits
um 20.30 Uhr geöffnet haben, doch nichts ist geschehen. Der Knopf, den man
drücken muss, scheint nicht zu funktionieren. Kathi und ich versuchen jeder
einmal an der Tür zu rütteln und sie aufzuziehen. Erfolglos. Auch die drei
Männer, die neben uns stehen und einen Hamburger Akzent haben, schaffen es
nicht, die Tür zu öffnen. Das Schiff schaukelt nun ein bisschen heftiger als
zuvor. So langsam bekomme ich ein mulmiges Gefühl. Warum geht die Tür nicht auf
? Die Menschen, die oben auf der Treppe stehen, schauen Kathi und mich finster
an, als würden wir die Tür mit Absicht zu halten. Dann geht sie doch auf, um
20.39 Uhr. Erleichterung ! Eine Minute später sitzen wir beide im Bus, als das
Schiff irgendwo gegen zu stoßen scheint. Zweimal macht es eine ruckartige
Bewegung und Kathi und ich erschrecken uns gewaltig. Was war denn das jetzt ?
Um 20.45 Uhr fährt BerlinLinienBus in Rostock am Hafen an Land. Jetzt geht
die Fahrt weiter. Schweden liegt schon weit hinter uns. Wie wir es auf dem
Schiff besprochen hatten, haben wir uns einen anderen Sitzplatz gesucht. Nur
leider hat das überhaupt nichts gebracht. Die zwei Fahrgäste reden so laut, dass
man sie wahrscheinlich überall im Bus hören kann. Trotz allem versuche ich mich
auf meine Unterlagen zu konzentrieren. Hin und wieder schlafe ich kurz darüber
ein. Um 22.30 Uhr lege ich das Buch weg. Es ist stockfinster draußen und die
Leselampe vom Bus ist zu schwach...
Um 00.00 Uhr, mit 30 Minuten Verspätung, erreichen wir in Berlin den ZOB am
Funkturm. Eine wunderschöne Reise geht zu Ende. Obwohl der Busfahrer in seiner
kleinen Ansprache vor der Ankunft gesagt hatte, man solle nicht sofort
aufspringen, tun das so ziemlich alle, obwohl der Bus noch nicht einmal steht.
Kathi und ich lassen uns Zeit. Aus ihrem Rucksack holt sie einen Apfel, der nun
mittlerweile nicht mehr der Beste ist. Der „verfaulte
Apfel" von Donnerstag erhält nun Gesellschaft. Der nächste Fahrgast wird darüber
zwar nicht lachen können, aber wir wissen ja , was es mit diesem Apfel auf sich
hat.
Mein „Empfangskommite" war das selbe wie das
„ Abschiedskommitee". Um 01.00 Uhr war wieder zu
Hause und lernte meine Bettdecke zu schätzen...
Birgit Sch. (ehem. Chefredakteurin
von RAINBOW - 19 Jahre)
©
schuelerseite.otto-triebes.de
zurück |