Infos für Schüler
Hilfen und Übungen in Mathematik
Hilfen und Übungen in Deutsch
Kaufmännischer Schriftverkehr
Tabellenkalkulation mit Excel
Referate &
Dokumentationen
Kreativ schreiben
Poesiesprüche
Wer-Was-Wie-Warum?
Mode & Outfit
Berufe-Online
Schülermosaik
Impressum
Gondrams Rainbowpage
Magie & Mythen
Infothek "Liebe"
Entstehung von "Rainbow"
Interview mit Christiane M.
(Mitbegründerin und
1. Chefredakteurin von "Rainbow")
Referenzen & Aktivitäten von "Rainbow"
©
schuelermosaik.de
In Cat's ultimativem Studentenkochbuch
findet Ihr Rezepte für alle Lebenslagen. (naja ... für fast alle *g*)
Für alle, die gern und gern unkompliziert kochen.
(C. Otto) |
Klausur / Fachoberschule
12. Klasse / Deutsch
Aufgabenart : Textanalyse
Thema :
Liebe als umfassendes Daseins- und
Lebensgefühl im Einklang mit der Natur
Aufgabe :
Analysieren und interpretieren Sie das Gedicht " Maifest" von Johann
Wolfgang von Goethe nach inhaltlichen und formalen Gesichtspunkten!
Arbeitshinweise :
- Untersuchen Sie insbesondere das Verhältnis der zwei Liebenden unter
Einbeziehung der Rolle der Natur!
- Vergleichen Sie die Ergebnisse mit heutigen Vorstellungen von Liebe!
Johann Wolfgang von Goethe
Maifest
Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!
Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig,
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch,
Und Freud und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd, o Sonne,
O Glück, o Lust!
O Lieb´, o Liebe,
So golden schön,
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höhn;
Du segnest herrlich
Das frische Feld,
Im Blütendampfe
Die volle Welt.
O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb ich dich!
Wie blinkt dein Auge!
Wie liebst du mich!
So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Morgenblumen
Den Himmelsduft,
Wie ich dich liebe
Mit warmem Blut,
Die du mir Jugend
Und Freud und Mut
Zu neuen Liedern
Und Tänzen gibst!
Sei ewig glücklich,
Wie du mich liebst!
Aus : J. W. v. Goethe, Werke, Bd. 1, S. 30/31
Dazu meine Analyse und Interpretation :
Das von Johann Wolfgang von Goethe im Jahre 1772 geschriebene Gedicht " Maifest"
thematisiert die Erquickung durch die erblühende Natur im Mai sowie die Kraft
und Inspiration durch die Liebe zu einem Mädchen. Das Motiv ist die Liebe
als so genannte Allliebe. Das lyrische Ich befindet sich in Verbundenheit mit
der Natur, Gott, der Liebe und der Geliebten. Der Frühling ist hier ein Motiv
für das allgemeine Erwachen und Werden. Das Gedicht ist in
9 Strophen, die jeweils über 4 Verse verfügen, aufgeteilt.
In der ersten Zeile werden die individuellen menschlichen Reaktionen auf die
Naturerscheinungen im Frühling beschrieben. Dabei scheint das lyrische Ich
geradezu von diesen fasziniert und begeistert zu sein. Zitat, Zeile 1-2 : "Wie
herrlich leuchtet Mir die Natur!"
Dies könnte man einerseits so auffassen, dass nun allmählich alles wieder zu
blühen beginnt. Die Blumen erscheinen im neuen Glanze. Andererseits könnte damit
auch gemeint sein, dass das lyrische Ich durch die Natur " aufgeklärt " und "
erleuchtet" wird. In der wunderschönen Umgebung, die vielleicht etwas
Friedliches ausstrahlt, beginnt das lyrische Ich den wahren Sinn und die
Bedeutung des Lebens zu verstehen. Goethe verwendet hier eine Metapher. Die
"Flur" wird in Zeile 4 personifiziert. Zitat : " Wie lacht die Flur!" Mit der
Vermenschlichung eines eigentlich abstrakten Dinges erreicht der Dichter, dass
der Leser sich erneut die Schönheit der Umgebung vorstellen kann und den
Eindruck gewinnt, dass das lyrische Ich sich in Einklang mit dieser befindet.
Die Ausrufe in Zeile 2-4 sind ein Ausdruck der Ergriffenheit und Euphorie.
Anschließend folgt ein erster Bezug zur Überschrift (Strophe 2)des Gedichts. Der
Wonnemonat Mai wird hier als Zeit der Geburt und Neuwerdung in der Tier-und
Pflanzenwelt dargestellt. Zitat, Zeile 5-8 : " Es dringen Blüten Aus jedem
Zweig, Und tausend Stimmen Aus dem Gesträuch. "
Ein Zeilensprung leitet in Strophe 3 über, die sich als einzige Strophe im
gesamten Gedicht komplett reimt. Hierbei handelt es sich um einen Kreuzreim, da
sich Zeile 1 und 3 und Zeile 2 und 4 reimen.
Dieser Zeilensprung verdeutlicht Freude und Zufriedenheit
(Lebensfreude/Lebensbejahung). Alle Lebewesen können sich an der Natur erfreuen.
Diese Feststellung könnte man mit Zeile 9-10 begründen. Zitat :
" Und Freud und Wonne Aus jeder Brust". Auch hier verwendet Goethe wieder eine
Metapher. " Jede Brust" steht für alle Lebewesen dieser Erde. Mit der Exclamatio
" O Erd, " (Zeile 11)möchte der Dichter das gesteigerte Hochgefühl zum Ausdruck
bringen. Die Liebe wird in der 4. Strophe mit "Morgenwolken" als Sphäre des
Himmels verglichen. Zitat, Zeile 14 : " So golden schön Wie Morgenwolken auf
jenen Höhn;". Der Leser könnte an dieser Stelle den Eindruck gewinnen,
dass die Liebe für den Dichter oder das lyrische Ich eine himmlische Kraft sein
könnte und über etwas Kosmisches verfügt.
Zeile 14 und 16 reimen sich. Auch hier wird ein Kreuzreim verwendet.
In der 5. Strophe wird der Liebe etwas Religiöses und Göttliches zugesprochen.
Zitat, Zeile 17-18 : "Du segnest herrlich Das frische Feld. "
Besonders deutlich wird dies am Wort " segnen". Mit dem " frischen Feld",
welches eine Synekdoche ist (ein Teil der für das Ganze steht), könnten die für
Leben hervorbringenden Landschaften gemeint sein. Ein "
frisches Feld" ermöglicht dem Bauern gute landwirtschaftliche Erträge. Mit
diesen ist er in der Lage seine Existenz sowie die seiner Familie zu sichern.
Der Neologismus (Wortneuschöpfung)" Blütendampfe" (Zeile 19) umschreibt den
Schöpfungsprozess. In Strophe 6 nimmt der Dichter erstmalig Bezug zu der Liebe
des lyrischen Ich zu dem Mädchen. Das lyrische Ich spricht es direkt an. Zitat,
Zeile 21-22 :" O Mädchen, Mädchen, Wie lieb ich dich!"
In der darauffolgenden Zeile wird erkennbar, dass das lyrische Ich sich nicht
nur seiner Gefühle bewusst ist, sondern sich ebenso der Gefühle der Geliebten
sich sein kann. Die Tatsache lässt auf eine sehr gute Beobachtungsgabe
schließen. Denn wenn er sein Mädchen, das er liebt, nicht beobachtet hätte, wie
sie sich ihm gegenüber verhält (Zuneigung zeigen / Freude), hätte er sich
nicht gewiss sein können. Doch ihr Blick verrät, dass diese Liebe auf
Gegenseitigkeit beruht. Zitat, Zeile 23-24 :
" Wie blinkt dein Auge! Wie liebst du mich!" Diese Liebeszuversicht ist ein
Kennzeichen für die Liebeslyrik Goethes in Zeiten des Sturm und Dranges. Sie ist
jedoch auch in anderen Gedichten des Sturm und Dranges ein wichtiger
Bestandteil.
In Strophe 7 vergleicht der Dichter die Liebe mit der Natur. Zitat, Zeile
25-26: " So liebt die Lerche Gesang und Luft, ". Diesen Vergleich könnte man so
auffassen, dass Liebe nicht nur etwas mit menschlichen Gefühlen zu tun hat,
sondern alle Lebewesen, die von Gott geschaffen wurden, durchdringt. So also
auch die Tier- und Pflanzenwelt.
Zeile 27 und 28 enthalten Neologismen. Zitat: " Morgenblumen" und "
Himmelsduft". In Zeile 29-30 wird die Liebe mit der Metapher des "warmen Blutes"
mit dem Leben verglichen. Seine Liebe gibt dem lyrischen Ich neue Kraft (Jugend,
Zeile 31) und Inspiration bzw. Kreativität (Zeile 32 " Freud und Mut"). Das
lyrische Ich fühlt sich jung und tatkräftig und zeigt eine Bereitschaft neue
Dinge auszuprobieren. Vielleicht ist diese Person auch bereit dazu, etwas
aus seinem alten Leben aufzugeben (Änderung /Wandlung der Person und ihres
Lebens). Die letzten beiden Zeilen der 9. Strophe könnten als Eigenwert der
Liebe aufgefasst werden. Solange die beiden ihre Gefühle zueinander
aufrechterhalten und teilen können, werden sie in Glück und Zufriedenheit leben.
Dabei ist keine überschäumende Begeisterung gemeint, sondern eher eine innere
Zufriedenheit. Zitat, Zeile 35-36 :" Sei ewig glücklich Wie du mich liebst!"
Ferner könnte man annehmen, dass das lyrische Ich von einer gemeinsamen Zukunft
ausgeht. Die Person begehrt ihr Mädchen und nicht nur für einen flüchtigen
Augenblick, sondern ist gewillt ein Leben mit ihr zu verbringen.
Die häufig auftretenden Zeilensprünge in " Maifest" lassen das Gedicht
mitreißend und dynamisch erscheinen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Person
sich ihrer Gefühle im Klaren ist, sie ist nicht im Zweifel und reflektiert auch
nicht darüber. Ganz im Gegenteil, sie sagt geradewegs, was ihre Empfindungen und
Absichten sind. Die Art und Weise, wie sie dies tut, macht das Gesagte
glaubwürdig. Auch scheint das lyrische Ich in Einklang mit der Natur zu stehen.
Sie ist zufrieden und überträgt dies in eine lebensfrohe Stimmung, die sich aus
dem Gedicht herauslesen lässt. Auf jeden Fall enthält das Gedicht somit eine
lebensbejahende Stimmung (u. a erkennbar in Strophe 3). Goethes "Maifest" bringt
zum Ausdruck, dass die Liebe eine himmlische Kraft ist, etwas, das von Gott
kommt und alle von Gott erschaffenen Lebewesen betrifft. Sie ist der eigentliche
Sinn des Lebens, dem jeder entgegenstrebt. Anhand dieser Intention könnte man
vermuten, dass Goethe ein sehr religiöser Mensch gewesen ist.
Heutzutage bestehen die gleichen Vorstellungen. Jeder Mensch sucht nach der
wahren Liebe, da sie dem Leben einen tieferen Sinn gibt. Für die Liebe lohnt es
sich zu leben. Sie ist etwas sehr wertvolles, da sie eine der wenigen Dinge ist,
die man durch nichts anderes ersetzen kann. Wenn man sie gefunden hat, sieht man
die Welt mit anderen Augen (wie in " Maifest" das lyrische Ich, dem die Natur
"herrlich leuchtet ").
Die Vorstellung der ewigen Liebe ist heutzutage jedoch nicht mehr überall
verbreitet. Dabei darf man nie vergessen, dass es auch Ausnahmen gibt. Eine
Verallgemeinerung zu machen, wäre also nicht sehr sinnvoll. Doch manche Menschen
scheinen sich ewig auf der Suche nach etwas Neuem zu befinden.
Zusatz :
Das Gedicht ist relativ formfrei. Dies ist ein Kennzeichen für den Sturm und
Drang. Man hat sich darum bemüht sich von Konventionen zu lösen und nicht auf
Autoritäten zu hören / achten. Zudem rückte die Betonung des Gefühls in den
Vordergrund. Ein weiteres Kennzeichen ist der auch in diesem Gedicht vorhandene
Naturoptimismus. Die Natur wird als etwas von Gott geschaffenes gesehen. In
Zeiten der Aufklärung hingegen versuchte man sie wissenschaftlich zu erklären.
(man " entgötterlichte " sie)
Birgit Sch. (ehem. Chefredakteurin
von RAINBOW - 19 Jahre)
©
schuelerseite.otto-triebes.de
zurück |