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Klausur / Fachoberschule
12. Klasse / Deutsch


Aufgabenart : Textanalyse

Thema :
Liebe als umfassendes Daseins- und Lebensgefühl im Einklang mit der Natur

Aufgabe :
Analysieren und interpretieren Sie das Gedicht " Maifest" von Johann Wolfgang von Goethe nach inhaltlichen und formalen Gesichtspunkten!

Arbeitshinweise :
- Untersuchen Sie insbesondere das Verhältnis der zwei Liebenden unter Einbeziehung der Rolle der Natur!
- Vergleichen Sie die Ergebnisse mit heutigen Vorstellungen von Liebe!


Johann Wolfgang von Goethe

Maifest

Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!

Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig,
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch,

Und Freud und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd, o Sonne,
O Glück, o Lust!

O Lieb´, o Liebe,
So golden schön,
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höhn;

Du segnest herrlich
Das frische Feld,
Im Blütendampfe
Die volle Welt.

O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb ich dich!
Wie blinkt dein Auge!
Wie liebst du mich!

So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Morgenblumen
Den Himmelsduft,

Wie ich dich liebe
Mit warmem Blut,
Die du mir Jugend
Und Freud und Mut

Zu neuen Liedern
Und Tänzen gibst!
Sei ewig glücklich,
Wie du mich liebst!

Aus : J. W. v. Goethe, Werke, Bd. 1, S. 30/31


Dazu meine Analyse und Interpretation :

Das von Johann Wolfgang von Goethe im Jahre 1772 geschriebene Gedicht " Maifest" thematisiert die Erquickung durch die erblühende Natur im Mai sowie die Kraft und Inspiration durch die Liebe zu einem Mädchen.  Das Motiv ist die Liebe als so genannte Allliebe. Das lyrische Ich befindet sich in Verbundenheit mit der Natur, Gott, der Liebe und der Geliebten. Der Frühling ist hier ein Motiv für das allgemeine Erwachen und Werden. Das Gedicht ist in
9 Strophen, die jeweils über 4 Verse verfügen, aufgeteilt.

In der ersten Zeile werden die individuellen menschlichen Reaktionen auf die Naturerscheinungen im Frühling beschrieben. Dabei scheint das lyrische Ich geradezu von diesen fasziniert und begeistert zu sein. Zitat, Zeile 1-2 : "Wie herrlich leuchtet Mir die Natur!"
Dies könnte man einerseits so auffassen, dass nun allmählich alles wieder zu blühen beginnt. Die Blumen erscheinen im neuen Glanze. Andererseits könnte damit auch gemeint sein, dass das lyrische Ich durch die Natur " aufgeklärt " und " erleuchtet" wird.  In der wunderschönen Umgebung, die vielleicht etwas Friedliches ausstrahlt,  beginnt das lyrische Ich den wahren Sinn und die Bedeutung des Lebens zu verstehen. Goethe verwendet hier eine Metapher. Die "Flur" wird in Zeile 4 personifiziert. Zitat : " Wie lacht die Flur!" Mit der Vermenschlichung eines eigentlich abstrakten Dinges erreicht der Dichter, dass der Leser sich erneut die Schönheit der Umgebung vorstellen kann und den Eindruck gewinnt, dass das lyrische Ich sich in Einklang mit dieser befindet. Die Ausrufe in Zeile 2-4 sind ein Ausdruck der Ergriffenheit und Euphorie.

Anschließend folgt ein erster Bezug zur Überschrift (Strophe 2)des Gedichts. Der Wonnemonat Mai wird hier als Zeit der Geburt und Neuwerdung in der Tier-und Pflanzenwelt dargestellt. Zitat, Zeile 5-8 : " Es dringen Blüten Aus jedem Zweig, Und tausend Stimmen Aus dem Gesträuch. "

Ein Zeilensprung leitet in Strophe 3 über, die sich als einzige Strophe im gesamten Gedicht komplett reimt. Hierbei handelt es sich um einen Kreuzreim, da sich Zeile 1 und 3 und Zeile 2 und 4 reimen.

Dieser Zeilensprung verdeutlicht Freude und Zufriedenheit (Lebensfreude/Lebensbejahung). Alle Lebewesen können sich an der Natur erfreuen. Diese Feststellung könnte man mit Zeile 9-10 begründen. Zitat :
" Und Freud und Wonne Aus jeder Brust". Auch hier verwendet Goethe wieder eine Metapher. " Jede Brust" steht für alle Lebewesen dieser Erde. Mit der Exclamatio " O Erd, " (Zeile 11)möchte der Dichter das gesteigerte Hochgefühl zum Ausdruck bringen. Die Liebe wird in der 4. Strophe mit "Morgenwolken" als Sphäre des Himmels verglichen. Zitat, Zeile 14 : " So golden schön Wie Morgenwolken auf jenen Höhn;".  Der Leser könnte an dieser Stelle den Eindruck gewinnen, dass die Liebe für den Dichter oder das lyrische Ich eine himmlische Kraft sein könnte und über etwas Kosmisches verfügt.

Zeile 14 und 16 reimen sich. Auch hier wird ein Kreuzreim verwendet.

In der 5. Strophe wird der Liebe etwas Religiöses und Göttliches zugesprochen. Zitat, Zeile 17-18 : "Du segnest herrlich Das frische Feld. "
Besonders deutlich wird dies am Wort " segnen". Mit dem " frischen Feld", welches eine Synekdoche ist (ein Teil der für das Ganze steht), könnten die für Leben hervorbringenden Landschaften gemeint sein.  Ein "
frisches Feld" ermöglicht dem Bauern gute landwirtschaftliche Erträge. Mit diesen ist er in der Lage seine Existenz sowie die seiner Familie zu sichern.

Der Neologismus (Wortneuschöpfung)" Blütendampfe" (Zeile 19) umschreibt den Schöpfungsprozess. In Strophe 6 nimmt der Dichter erstmalig Bezug zu der Liebe des lyrischen Ich zu dem Mädchen. Das lyrische Ich spricht es direkt an. Zitat, Zeile 21-22 :" O Mädchen, Mädchen, Wie lieb ich dich!"

In der darauffolgenden Zeile wird erkennbar, dass das lyrische Ich sich nicht nur seiner Gefühle bewusst ist, sondern sich ebenso der Gefühle der Geliebten sich sein kann. Die Tatsache lässt auf eine sehr gute Beobachtungsgabe schließen. Denn wenn er sein Mädchen, das er liebt, nicht beobachtet hätte, wie sie sich ihm gegenüber verhält (Zuneigung zeigen / Freude),  hätte er sich nicht gewiss sein können. Doch ihr Blick verrät, dass diese Liebe auf Gegenseitigkeit beruht. Zitat, Zeile 23-24 :
" Wie blinkt dein Auge! Wie liebst du mich!" Diese Liebeszuversicht ist ein Kennzeichen für die Liebeslyrik Goethes in Zeiten des Sturm und Dranges. Sie ist jedoch auch in anderen Gedichten des Sturm und Dranges ein wichtiger Bestandteil.

In Strophe 7 vergleicht der Dichter die Liebe mit der Natur. Zitat, Zeile
25-26: " So liebt die Lerche Gesang und Luft, ". Diesen Vergleich könnte man so auffassen, dass Liebe nicht nur etwas mit menschlichen Gefühlen zu tun hat, sondern alle Lebewesen, die von Gott geschaffen wurden, durchdringt. So also auch die Tier- und Pflanzenwelt.

Zeile 27 und 28 enthalten Neologismen. Zitat: " Morgenblumen" und "
Himmelsduft". In Zeile 29-30 wird die Liebe mit der Metapher des "warmen Blutes" mit dem Leben verglichen. Seine Liebe gibt dem lyrischen Ich neue Kraft (Jugend, Zeile 31) und Inspiration bzw. Kreativität (Zeile 32 " Freud und Mut"). Das lyrische Ich fühlt sich jung und tatkräftig und zeigt eine Bereitschaft neue Dinge auszuprobieren. Vielleicht ist diese Person auch bereit dazu,  etwas aus seinem alten Leben aufzugeben (Änderung /Wandlung der Person und ihres Lebens). Die letzten beiden Zeilen der 9. Strophe könnten als Eigenwert der Liebe aufgefasst werden. Solange die beiden ihre Gefühle zueinander aufrechterhalten und teilen können, werden sie in Glück und Zufriedenheit leben. Dabei ist keine überschäumende Begeisterung gemeint, sondern eher eine innere Zufriedenheit. Zitat, Zeile 35-36 :" Sei ewig glücklich Wie du mich liebst!"

Ferner könnte man annehmen, dass das lyrische Ich von einer gemeinsamen Zukunft ausgeht. Die Person begehrt ihr Mädchen und nicht nur für einen flüchtigen Augenblick, sondern ist gewillt ein Leben mit ihr zu verbringen.

Die häufig auftretenden Zeilensprünge in " Maifest" lassen das Gedicht mitreißend und dynamisch erscheinen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Person sich ihrer Gefühle im Klaren ist, sie ist nicht im Zweifel und reflektiert auch nicht darüber. Ganz im Gegenteil, sie sagt geradewegs, was ihre Empfindungen und Absichten sind. Die Art und Weise, wie sie dies tut, macht das Gesagte glaubwürdig. Auch scheint das lyrische Ich in Einklang mit der Natur zu stehen. Sie ist zufrieden und überträgt dies in eine lebensfrohe Stimmung, die sich aus dem Gedicht herauslesen lässt. Auf jeden Fall enthält das Gedicht somit eine lebensbejahende Stimmung (u. a erkennbar in Strophe 3). Goethes "Maifest" bringt zum Ausdruck, dass die Liebe eine himmlische Kraft ist, etwas, das von Gott kommt und alle von Gott erschaffenen Lebewesen betrifft. Sie ist der eigentliche Sinn des Lebens, dem jeder entgegenstrebt. Anhand dieser Intention könnte man vermuten, dass Goethe ein sehr religiöser Mensch gewesen ist.

Heutzutage bestehen die gleichen Vorstellungen. Jeder Mensch sucht nach der wahren Liebe, da sie dem Leben einen tieferen Sinn gibt. Für die Liebe lohnt es sich zu leben. Sie ist etwas sehr wertvolles, da sie eine der wenigen Dinge ist, die man durch nichts anderes ersetzen kann. Wenn man sie gefunden hat, sieht man die Welt mit anderen Augen (wie in " Maifest" das lyrische Ich, dem die Natur "herrlich leuchtet ").

Die Vorstellung der ewigen Liebe ist heutzutage jedoch nicht mehr überall verbreitet. Dabei darf man nie vergessen, dass es auch Ausnahmen gibt. Eine Verallgemeinerung zu machen, wäre also nicht sehr sinnvoll. Doch manche Menschen scheinen sich ewig auf der Suche nach etwas Neuem zu befinden.

Zusatz :
Das Gedicht ist relativ formfrei. Dies ist ein Kennzeichen für den Sturm und Drang. Man hat sich darum bemüht sich von Konventionen zu lösen und nicht auf Autoritäten zu hören / achten. Zudem rückte die Betonung des Gefühls in den Vordergrund. Ein weiteres Kennzeichen ist der auch in diesem Gedicht vorhandene Naturoptimismus. Die Natur wird als etwas von Gott geschaffenes gesehen. In Zeiten der Aufklärung hingegen versuchte man sie wissenschaftlich zu erklären.  (man " entgötterlichte " sie)

Birgit Sch. (ehem. Chefredakteurin von RAINBOW - 19 Jahre)
© schuelerseite.otto-triebes.de

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